Neue Kolumne: Manus Mattscheibe

„Club der guten Laune“: Cora Schumacher mag Pimmelshows „nicht mehr“

Eine dreistündige Liebesbeziehung und Geschichten aus dem Alltag eines Todespflegers: Der „Club der guten Laune“ hat seine Momente, bleibt aber schal.

Immerhin fürs Auge wird was geboten: Reality-Star und Turban-Model Julian F.M. Stoeckel.
Immerhin fürs Auge wird was geboten: Reality-Star und Turban-Model Julian F.M. Stoeckel.Sat. 1

Wer gerade einen schweren Unfall hatte, mag womöglich lieber nicht allein auf Joey Heindles Hilfe bauen. Zwar ließ sich der einstige „DSDS“-Teilnehmer zwischenzeitlich zum Rettungssanitäter ausbilden – der Start ins neue Berufsleben fiel aber doch eher holprig aus. „Ich hab schon in Schockstarre vor leblosen Personen gestanden und gedacht: wie soll ich das jetzt machen?“, berichtet der Reality-Star beinahe beiläufig, „da hab ich fast selber einen Herzinfarkt bekommen.“ Es gebe aber – immerhin – auch „mal Momente, wo du einen Menschen rettest.“

Es sind hübsche Erzählungen wie diese, die den Zuschauer und die Zuschauerin durch die erste Folge „Club der guten Laune“ hieven. Denn was das neue Format von Sat. 1 ansonsten so zu bieten hat, ist: nicht viel. Das Konzept ist so einfallslos wie schnell beschrieben: Elf Prominente machen zusammen „Cluburlaub“, was eigentlich nur bedeutet, dass sie wie in Dutzenden anderen Formaten in ein sommerliches Anwesen zusammengepfercht leben. Sie treten in Spielen gegeneinander an, in jeder Folge wird eine oder einer rausgewählt, das wars dann auch. Da ist ein dämmriger Zustand im Wachkoma schon spannender – womit wir direkt wieder bei Joey Heindle wären.

Versucht sich am lebenden Objekt: Joey Heindle verarztet eine leicht verletzte Cora Schumacher notdürftig.
Versucht sich am lebenden Objekt: Joey Heindle verarztet eine leicht verletzte Cora Schumacher notdürftig.Sat. 1

Bei ihm im Rettungswagen lägen oft ältere Menschen, die durchaus wüssten, dass sie nicht mehr lang zu leben haben. „Ich hab dann immer ihre Hand genommen und gesagt: Das wird schon wieder“, erzählt der hilfsbereite Heindle. Eine erprobte Sensibilität im Umgang mit Erkrankten im Endstadium, die er auch im Verlauf der neuen Serie anzuwenden bereit wäre. In „Bauer sucht Frau“-Frau Iris Abel glaubt Heindle auch gleich die richtige Mitkandidatin für seine Fürsorge gefunden – wenngleich sich der Bedarf an sterbebegleitenden Zuwendungen bei der 54-Jährigen noch in Grenzen halten dürfte.

Marc Terenzi entscheidet sich dann doch für Jenny Elvers

Neben Heindle und Abel mit von der Partie: Berliner Turban-Model Julian F.M. Stoeckel, Räusper-Stimmen-Schauspieler Martin Semmelrogge, Rennfahrer-Exfrau Cora Schumacher. Letztere ist sich gar nicht sicher, wonach sie im „Club der guten Laune“ eigentlich sucht. „Bumsbuben und Knatterknaben nerven mich“, sagt im Interview, antwortet auf die Frage nach den perfekten Wunsch-Mitkandidaten aber doch, dass „was zu bumsen“ schön wäre. Und später dann: „Diese ganze Fraktion Bumsbumben, Knatterknaben, Fameboys, Pimmelshows – das ist alles nicht mehr meine Welt“ – „nicht mehr“, wohlgemerkt.

Kurz mal im Kuschel-Modus: Drei Stunden später will Marc Terenzi lieber doch „nur Freunde bleiben“.
Kurz mal im Kuschel-Modus: Drei Stunden später will Marc Terenzi lieber doch „nur Freunde bleiben“.Sat. 1

Später wird Cora Schumacher mir Marc Terenzi im Bettchen liegen, gealterter Boygroup-Boy und ehemaliger Sarah-Connor-Gatte. Man schmust, man tätschelt, man tauscht ein Küsschen unter der Bettdecke aus. Terenzi aber überlegt sich’s anders – knapp drei Stunden nach der Kuschel-Orgie gesteht er seiner Gespielin, er wolle „doch lieber Freunde bleiben“. Die Zusehenden wittern ihre Chance auf Unterhaltung – zumindest in einer der kommenden Folgen. Bekanntermaßen finden im Verlauf der Serie Marc Terenzi und Jenny Elvers zueinander – die beiden sind seither ein Paar. Wie sich das in Kombination mit der verschmähten Schumacher entwickelt, könnte interessant werden.

Manus und Maxis Mattscheibe
Unsere neue Kolumne widmet sich den blühenden Fernsehlandschaften von RTL und Co.: Was wird am Lagerfeuer im Dschungelcamp diskutiert? Warum wohnen im „Sommerhaus der Stars“ nur unbekannte Leute? Und wann bekommt Kader Loth endlich ihr eigenes Polit-Talk-Format? Im Wechsel besprechen unsere Autorin und unser Autor alles, was in der Trash-Szene gerade gut und wichtig ist.

Diese Woche schreibt Manuel, der sich als Stilredakteur eigentlich mit gutem Geschmack – privat aber viel lieber mit Geschmacklosigkeiten beschäftigt. Sein Credo beim Fernsehgucken? Wenn Sarah Knappik mitmacht, bin ich auch dabei.

Ansonsten bleibt ein weiteres Mal festzustellen: Sat 1 kann kein Reality. Arg ausufernde Mobbing-Attacken bei „Promis unter Palmen“; peinliche Casting-Shows wie „Voice of Germany“, die deutschlandweit bräsigste Moderation durch Jochen Schropp bei „Promi Big Brother“ – die Liste unerträglicher Trash-Formate des Senders aus Unterföhring ist lang und teuer. Dass daran auch der „Club der Laune“ nichts ändern wird, haben ja längst die Zuschauerinnen und Zuschauer entschieden: Nachdem die erste Folge lediglich 3,2 Prozent der Gesamtzuschauer erreichte, wurde die Sendung mit der zweiten Folge direkt aus dem Fernsehprogramm ins Angebot des Streamingdienstes Joyn geschmissen. Nochmal einschalten? Nur um zu sehen, was mit dem Love Triangle aus Terenzi, Schumacher und Elvers wird.