Bings, Charlotte Adam, Jovana Reisinger, Isis Maria Niedecken, Chelsea Turowsky, Lilo Klinkenberg und Sophia Stolz schließen sich an diesem Wochenende für ein Kunst-Happening der Superlative zusammen.
„Cravings“ – so heißt die neue Ausstellung von Künstlerinnen einer neuen Generation, die nur am 22. und 23. November in Schöneberg stattfindet. Nur an diesen beiden Tagen haben Besucher die Möglichkeit, die Kunstobjekte zu sehen.
Was bedeutet Craving? Verlangen, Appetit, ein süßer Schmerz der Sehnsucht – oder schlicht den Drang, kreativ zu werden. Die Initiatorinnen Bings und Charlotte Adam laden zu einem interdisziplinären Dialog von sieben Künstlerinnen zwischen Kunst, Text, Geschmack und Duft ein.
Die Besonderheit? Jede Künstlerin ist auch eine erfolgreiche Influencerin – oder Creatorin, wie das noch neudeutscher genannt wird. Aber nicht nur das: Eine führt eine PR-Agentur, mindestens eine designt Kleidung, eine backt surreal schöne Kuchen, eine kocht, eine kreiert Objekte aus Pflanzen und Blumen. Keine ist nur in einem Medium unterwegs. Man könnte auch sagen: Sie sind allesamt Renaissance Women.
Bings: Kleine Beobachtungen, großes Format
Bings malt kleine Momente mit großer Aussagekraft. In fein abgestuften Farbräumen öffnet sie Zwischenräume für die Poesie des Alltags. Fashion Moments, Filme aus ihrer Kindheit und Design, das begeistert. Ein schöner Beweis, dass man für die Kunst nicht unbedingt leiden muss. Im Gegenteil: Sie darf auch einfach Freude machen.
Charlotte Adam: Stil und saure Gurken
Charlotte Adam beschäftigt sich in ihren Werken mit Essen und Nahrung im weiteren Sinne. Besonders gerne malt sie saure Gurken, Pommes Frites oder Torten. Aber nicht immer geht es um Lebensmittel. Auch emotional Nährendes kann eine Rolle spielen.
Paradiesblumen, Kaminfeuer, oder – wie ihre jüngste Edition – ein Teddybär. Letzterer ist als limitierte Edition unter dem Titel „Forever by your side“ vom 20. November an auf der Website der Künstlerin zu kaufen (Infos am Ende des Artikels).
Isis Maria Niedecken: 220k Follower und künstlerisches Talent
Isis Maria Niedecken ist unter den Sieben die reichweitenstärkste. Mehr als 200.000 Follower bringt die modelnde Künstlerin und Creatorin auf Instagram mit. Bei all dem Social-Media-Engagement ergibt es nur Sinn, dass sie sich für ihre Kunst wünscht, dass sie „Urlaub für den Kopf“ sei. Dass sie anspruchslos wäre, soll das aber keineswegs heißen.
Chelsea Turowsky: Avantgarde Food Art
Chelsea Turowsky arbeitet an der Schnittstelle von Kunst und Kulinarik. Mit ihrer Food Art konfrontiert sie Betrachterinnen mit der physischen Seite des Begehrens: süß, bitter, verführerisch, vergänglich. Ihre Inszenierungen fragen, wie sehr Genuss zur Identität gehört. Und was ohne Genuss vom Leben bliebe.
Lilo Klinkenberg: Ohne Moos nix los?
Lilo Klinkenberg transformiert florales Design in eine eigenständige Kunstsprache. Ihre Installationen aus Blüten, Zweigen und Blättern betonen das Flüchtige, das Verwelkende – Schönheit als Momentaufnahme eines Cravings, das niemals gestillt ist. Solcherart verwandelte sie bereits die Langen Foundation in Nordrhein-Westfalen in eine bemooste Landschaft oder gestaltete den Showroom von Flos beim Salone del Mobile in Mailand.
Jovana Reisinger: Tussi, Texte und Theorien
Jovana Reisinger, Autorin und Filmemacherin, rückt das gesprochene und geschriebene Wort ins Zentrum der Ausstellung. Ihre Lesung am Sonntag, von 15 bis 16 Uhr, eröffnet neue Perspektiven auf Körper, Begehren und gesellschaftliche Rollenbilder – mit Witz, Schärfe und einer geistreichen, beinahe berlinerischen Schnauze, die die Neuberlinerin aus ihrem Heimatland Österreich mitgebracht haben muss.
Sophia Stolz: Mit Essen spielen als Kunstform
Sophia Stolz setzt Torten und andere süße Versuchungen zu poetischen Statements über Konsum und Identität zusammen. Ihre Kuchenkreationen sind fragil und radikal zugleich. Wer hier nicht das Verlangen verspürt, zuzubeißen, muss in Askese leben.
„Cravings“ ist keine bloße Gruppenschau, sondern ein Gespräch über Gegenwart und Gefühl. Die Initiatorinnen Bings und Charlotte Adam haben einen faszinierenden Ort geschaffen, der zwischen Atelier, Küche und Bühne, zwischen Online- und Offlinewelt verortet ist.


