Fashion

Immer oben: Trendbarometer der Modewelt – 130 Jahre Vogue

Michelle Obama, Kim Kardashian, Prinzessin Diana, Harry Styles – sie alle waren auf dem Cover der US-Vogue, die immer noch das Leitmedium der Fashion-Welt ist.

„I wear my sunglasses at night “– selten sieht man Anna Wintour ohne ihre Sonnenbrille. Sie trage sie, weil man dahinter nicht erahnen soll, ob sie das Geschehen auf dem Runway langweilt oder begeistert, lautet ein Gerücht.
„I wear my sunglasses at night “– selten sieht man Anna Wintour ohne ihre Sonnenbrille. Sie trage sie, weil man dahinter nicht erahnen soll, ob sie das Geschehen auf dem Runway langweilt oder begeistert, lautet ein Gerücht.epa

Eine große Party hat sich die Vogue schon während der New Yorker Modewoche im September geschmissen – mit Stars wie Serena Williams, Bella Hadid, Kendall Jenner, Brooklyn Beckham und Emily Ratajkowski. Eigentlich aber ist es erst am Samstag genau 130 Jahre her, dass die erste Ausgabe der amerikanischen Modezeitschrift erschien. Damals noch in Schwarz-Weiß mit der Zeichnung einer Frau in einem Kleid mit Puffärmeln und Wespentaille auf dem Titelbild, umringt von Blumen und Schmetterlingen.

Manchmal auch Männer

Inzwischen gelten die Cover als Olymp – und zeigen neben Models, Schauspielerinnen und Musikerinnen auch Menschen aus dem öffentlichen Leben oder der Politik: beispielsweise die frühere First Lady Michelle Obama, Kim Kardashian mit Ex-Mann Kanye West, US-Vizepräsidentin Kamala Harris, Prinzessin Diana – und erst seit wenigen Jahren hin und wieder auch einzelne Männer wie den Schauspieler Timothée Chalamet oder den Sänger Harry Styles.

Die Vogue hat mittlerweile auch 28 verschiedene Länder-Ausgaben weltweit und gilt als eine Art Bibel und als Trendbarometer der Modeszene. Gegründet wurde das Magazin vom Businessman Arthur Baldwin Turnure und einige Jahre später vom Verlag Condé Nast übernommen. 1959 kaufte Samuel Newhouse den Verlag – angeblich um seiner Ehefrau Mitzi, die großer Vogue-Fan war, eine Freude zu machen. 1988 versetzte Newhouse Anna Wintour von der britischen Vogue an die Spitze der US-Vogue: der Beginn einer neuen Ära.

Schon früh Geschlechterrollen auf den Prüfstand gestellt: ein Foto von Helmut Newton für Calvin Klein in der amerikanischen Vogue, aufgenommen 1975 im französischen Saint-Tropez
Schon früh Geschlechterrollen auf den Prüfstand gestellt: ein Foto von Helmut Newton für Calvin Klein in der amerikanischen Vogue, aufgenommen 1975 im französischen Saint-TropezHelmut Newton Foundation

Wintour leitet die Vogue bis heute, immer elegant gekleidet, mit akkurat geschnittenem Bob und meist auch mit großer Sonnenbrille – und nur wenige Menschen weltweit sind in den Augen der Öffentlichkeit wohl so eng mit den von ihnen geleiteten Medien verknüpft und verfügen über so großen Wiedererkennungswert wie die 73-jährige Britin. Sogar einen Hollywoodfilm gab es schon über Wintour und ihre – angeblich – extreme Strenge als Chefin. Ihr Look sei „einfach so passiert“ und „fast schon langweilig“, sagte sie jüngst in einem Interview. An anderen Menschen möge sie „individuellen Style“.

Die Vogue im Mainstream verortet

Wintour hat die Vogue in den Mainstream gebracht und viel enger mit Film, Kultur, Musik und Sport verzahnt. Ihr Netzwerk bringt sie einmal im Jahr bei der Met Gala zusammen, einer Benefiz-Gala für die inzwischen nach ihr benannte Kostümabteilung des New Yorker Metropolitan Museums, die viele als „Party des Jahres“ bezeichnen.

Wintours Alltagsgeschäft aber kann auch weit weniger glamourös sein – und hat vor allem mit der digitalen Transformation zu tun. Daran arbeiten sie und Condé Nast, aber Wintour will auch an der gedruckten Vogue weiter festhalten. „Ich denke, dass Print unser Laufsteg ist“, sagte sie der New York Times. „Es sollte sammelbar sein. Es sollte etwas sein, das man sich gerne aufhebt.“ (dpa)