Berlin-Kreuzberg-„Stimmt, da wollte ich auch schon immer mal hin“, hört man die städtische Fashioncrowd sagen. Und: „Wo ist das nochmal genau?“ Die Antwort: in der Köpenicker Straße, Höhe Schlesisches Tor. Sneakerheads kennen diese Ecke bereits, denn hier befinden sich auch die zwei Overkill-Läden (einer für Männer, einer für Frauen) mit der wahrscheinlich größten Turnschuh-Expertise der Stadt.
Zwischen eben diesen beiden Stores geht es durch eine unscheinbare Toreinfahrt in einen Hinterhof, in dem die Vögel zwitschern. Ein kostbarer, vertikaler Garten und der Schriftzug „GATE“ weisen den Weg in zwei helle Verkaufsräume mit elegantem Marmorboden. Die gestalterischen Elemente aus dem gehobenen Segment künden bereits von der Markenauswahl, die diese Kreuzberger Concept-Boutique zu einer der gerade angesagtesten Shopping-Adressen Berlins macht.

Die Idee sei 2017 entstanden, erzählt Gate-Chef Michael Haiduk. Gemeinsam mit Marc Leuschner, einem der Geschäftsführer von Overkill, habe er das Konzept erarbeitet. „Wir haben 2018 die ersten Marken akquiriert und im Juni 2019 die Pforten des Gate geöffnet“, sagt Haiduk. Kurz darauf begann Covid den Einzelhandel lahmzulegen, die Zeit nutzten die Gate-Macher, um sich auch online perfekt aufzustellen. „Unsere Umsätze haben sich seitdem vervierfacht“, so Haiduk weiter. Dieser Erfolg ist kein Wunder, sind doch in Zeiten des Überflusses Experten gefragt, die durch den Markendschungel führen.
Und das sollte eben auch der Zweck eines guten Concept-Stores sein: exakt das Markenportfolio anzubieten, mit dem die avisierte Kundschaft etwas anfangen kann. Im Fall von GATE194 besteht dieses Angebot zum einen aus bekannten Labels des gehobenen Segments, die es in nur wenigen Berliner Läden gibt, und zum anderen aus jungen, vielversprechenden Marken, die noch als Geheimtipp gelten. Hinzu kommt die Beratung und das Wissen um bestimmte Teile und Kollektionen, das man aus dem Store mit nach Hause nimmt.
Im Gate gibt es Vetements, Helmut Lang, Kenzo oder Marni genauso wie Adidas und Nike, die Nullerjahre-Jeansmarke Evisu aus Japan sowie die Newcomer 44 Label Group aus Berlin oder Casablanca aus Paris. Casablanca, das 2018 gegründete Modelabel von Charaf Tajer, würde derzeit als „das junge Hermès“ gehandelt, sagt Haiduk. Und das ist so ein Moment, in dem selbst modeaffine Kunden noch etwas lernen können, denn dann beginnt der Chef aus dem Nähkästchen zu plaudern.
Das Sortiment des Stores umfasst neben Bekleidung, Schuhen und Accessoires auch Beauty-Produkte und Duftkerzen. Außerdem gibt es die bei Sammlern begehrten Be@rbrick-Skulpturen der japanischen Firma Medikom in verschiedenen Editionen und Größen zu kaufen. Schade übrigens, dass diese bunten Kunstwerke nie die Chance bekamen, in die Maskottchen-Auswahl von Berlin zu kommen. Unter der Entscheidung für den uncoolen Buddy-Bären müssen Bewohner und Touristen ja bekanntlich bis heute leiden.


