Schon allein die Pommes sind legendär. In der Paris Bar werden sie mit ein wenig Entenfett frittiert und mit Sauce Béarnaise serviert. Man isst sie hier mit spitzen Fingern, auf dass diese hübsch-ölige Abdrücke auf der Champagnerflöte hinterlassen. Ein Hoch auf die Paris Bar – und ihren einstigen Betreiber Michel Würthle!
Der Österreicher, der das 1962 eröffnete Restaurant auf der Kantstraße ab 1979 geführt hatte, ist in der Nacht zum Donnerstag (16. März) nach schwerer Krankheit verstorben. Er war es, der die Paris Bar zu dem gemacht hat, was sie heute ist: der Inbegriff West-Berliner Ausgehkultur.
Unter den drei bedeutendsten Promi-Buden der Stadt, Borchardt, Grill Royal und Paris Bar, ist Letztere – so viel Subjektivität muss hier erlaubt sein – die beste. Weil das Szenerestaurant als solches ganz natürlich gewachsen ist. Und weil man nirgends besser Promis gucken kann als auf der Kantstraße 152, wie ein Blick in unsere hochglamouröse Bildergalerie beweist.

Erspäht womöglich gerade potenzielle Beute: Der balzerprobte Nachtclubbesitzer Rolf Eden, hier 2016 am Außentisch, war gern Gast in der Paris Bar.imago

Von Blondine zu Blondine: Kabarettistin Gabi Decker gratuliert der damaligen Bunte-Chefin Patricia Riekel, die hier vom Stuhl zu rutschen droht, 2015 zum 66. Ehrentag.imago

Das doppelte Lottchen und der Figaro: Die Kessler-Zwillinge Alice und Ellen 2015 zusammen mit Starfriseur Udo Walz in sichtlich weinseliger Stimmung.imago

Hier wurde wirklich jeder reingelassen: Franz Josef Wagner, Katastrophenkolumnist von der Bild, hier mit Journalist Matthias Matussek, darf 2010 sein Buch vorstellen.imago

Kurz vorm Knast: Auf dem Spielbrett der Berlin-Version von Monopoly, die 2006 in der Paris Bar präsentiert wird, bekommt der Szeneladen nur ein billiges Feld.imago

Laber Rhabarber: Publizist Roger Willemsen 2006 im intensiven Austausch mit Vadim Glowna, der hier sein Buch „Der Geschichtenerzähler“ vorstellt.imago

Selbst Münchner durften manchmal kommen: Modeunternehmer Rudolph Moshammer 2004 mit Hündchen Daisy, Designerin Jette Joop und Udo Walz.imago

Da durfte man noch quarzen: Alexander Graf von Schönburg-Glauchau, ganz der Gentleman, zündet Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner 2003 die Zichte an.imago

Hat die Haare schön: Tini Gräfin Rothkirch, hier 2001 in der Paris Bar nebst Starfriseur Udo Walz, ist dank guter Kontakte stets bestens frisiert.imago

Nicht das erste Glaserl des Abends: Sängerin Angelika Milster zelebriert 2001 ihren 50. Geburtstag in der Paris Bar und lässt auch Kollegin Kim Fisher mitfeiern.imago

Du, Du, Du: Im Jahr 2000 muss Moderatorin Ulla Kock am Brink im West-Berliner Szenerestaurant offenbar ein ernstes Wörtchen mit Dauergast Udo Walz reden.imago

Cheeese: Auch Wolfram Grandezka, Nadja Auermann, Jette Joop und deren sonnenbankverwöhnter Vater Wolfgang haben 2000 mächtig Spaß in der Paris Bar.imago
Sicher: Internationale Stars wie Leonardo DiCaprio oder Marilyn Manson kauen gern im Grill auf ihrem Wagyu Entrecôte herum; Borchardt-Nachbarin Iris Berben bestellt ob der örtlichen Nähe eher dort ihr Schnitzel. Die Promis aber, auf die es in Berlin wirklich ankommt, sind immer eher in der Paris Bar anzutrefen.
Tini Gräfin Rothkirch, Franz Josef Wagner und immer wieder Udo Walz
Hoppegarten-Granddame Tini Gräfin Rothkirch ist gelegentlich da, Hobbykolumnist Franz Josef Wagner und Knalltütenkabarettistin Gaby Decker ebenso. Bis zu ihrem Tod waren auch Schwerenöter Rolf Eden und Schnippelkönig Udo Walz gern zu Gast. Und – ja doch – auch internationale Berühmtheiten waren viele da.
Gina Lollobrigida, Sophia Loren oder Robert De Niro wurden hier bereits gesichtet, außerdem zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die Würthle höchstpersönlich in den Laden lockte. Der Wirt akzeptierte von den Talentierteren unter ihnen auch mal Kunst als Zahlungsmittel, weswegen die Paris Bar noch heute einer einzigen, endgültigen Petersburger Hängung gleicht.
Auch Würthle selbst hatte an der Wiener Kunstakademie ein paar Semester Malerei studiert, ab 1991 widmete er sich wieder verstärkt seiner eigenen Kunst. Sonderbehandlungen für Stars waren indes nicht Würthles Sache, der vor der Paris Bar das Lokal Exil in Kreuzberg geleitet hatte.
Als Madonna, so die wohl berühmteste Anekdote zum Treiben in der Paris Bar, einmal einfach reinspazierte und sich an irgendeinen Tisch setzte, wurde sie von den Kellnern aufgefordert, diesen freizumachen. Er sei für Lollobrigida reserviert. „Who the fuck is Gina Lollobrigida?“, soll Madonna ausgerufen haben, ehe sie sich einen neuen Platz aussuchte. Es sind nicht nur solche Geschichten, durch die Michel Würthle seine Paris Bar unsterblich machte.