Bundesliga

Nur ein Mini-Happy-End: Union Berlin kommt gegen Fürth lediglich zu einem 1:1

Das unerwartete Remis gegen die als Absteiger bereits feststehenden Franken muss für die Elf von Coach Urs Fischer letztlich als Rückschlag gewertet werden.

Unions Sven Michel trifft zum 1:1.
Unions Sven Michel trifft zum 1:1.imago/Koch

Die Mannschaft des 1. FC Union Berlin kann auch anders, im negativen Sinne. Sie kann auch gehemmt sein, Nerven und damit auch Schwäche zeigen. Und doch gab es am Freitagabend für die Elf von Trainer Urs Fischer in der Auseinandersetzung mit dem Absteiger Greuther Fürth in der Alten Försterei noch ein kleines Happy End zu feiern. Ein geschenktes Happy End gewissermaßen, denn beim Ausgleichstreffer profitierte der kurz zuvor eingewechselte Sven Michel in der 72. Minute von einem groben Schnitzer des Fürther Abwehrspielers Nick Viergewer. Michel luchste dem ins Dribbling gehenden Viergewer gekonnt im Strafraum den Ball ab, hatte schließlich keine Mühe, den Ball ins leere Tor zu schieben. Letztlich muss das Remis im Hinblick auf die Ambitionen des Klubs, auch in der kommenden Saison international spielen zu wollen, aber wohl doch als Rückschlag gewertet werden. Es sei denn, auch die Konkurrenz patzt übers Wochenende.

Heintz muss nach 24 Minuten verletzt raus

Fischer, der Schweizer Fußballlehrer, ist inzwischen hinsichtlich seiner Personalentscheidungen bei weitem nicht mehr so unberechenbar wie noch in der ersten Hälfte der Saison, als er sich aufgrund der Mehrfachbelastung in drei Wettbewerben zur Rotation gezwungen sah. Der 56-Jährige hat für die Crunchtime dieser Saison so eine Art Stammformation gefunden, die bei kurzfristigen Ausfällen mit den Stammergänzungsspielern ergänzt wird. Keine Überraschung also, dass Dominique Heintz für den erkrankten Abwehrmann Timo Baumgartl zum Einsatz kam, dass Genki Haraguchi zudem für den positiv auf Corona getesteten Andras Schäfer von Beginn auf dem Platz stand. Heintz allerdings musste bereits in 24. Minute durch Julian Ryerson ersetzt werden, dem Anschein nach aufgrund von Problemen am Sprunggelenk.

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Überraschend war indes die taktische Marschroute der Köpenicker, mit einer Konzentration auf die defensive Ordnung und mit einem damit einhergehenden Verzicht auf Forechecking. Oder war das gar nicht gewollt, dass die Gäste erst mal mehr vom Spiel hatten? Wer weiß, jedenfalls war fürs Erste nicht zu erkennen, dass sich da ein Europapokal-Kandidat und ein Absteiger gegenüberstehen. Die Unioner waren nicht griffig, nicht wirklich da, die Fürther hingegen spielten auf ihrer kleinen Abschiedstour frisch, fromm, fröhlich, frei Fußball.

Hrgota schlägt ein Luftloch, trifft dann aber

Der bundesligataugliche Branimir Hrgota, ihr Spielführer, schlug schon in der zehnten Minuten in aussichtsreicher Position ein absteigerwürdiges Luftloch. In der 17. Minute wiederum traf Tobias Raschl mit einem bundesligawürdigen Schuss aus knapp 25 Metern nur die Querlatte, nachdem wenige Sekunden zuvor auch Jessic Ngankam beim Versuch eines Torschusses ein Luftloch geschlagen hatte.

Die Führung für den dreimaligen deutschen Meister in der 34. Minute, die Hrgota nach einer Freistoßsituation mit einem sehenswerten Linksschuss aus 14 Metern in den Winkel erzielte, war jedenfalls allemal verdient. Die Unioner waren in den ersten 45 Minuten ja im Endeffekt nur einmal dem Torjubel nahe, nämlich in der elften Spielminute in Gestalt von Taiwo Awoniyi, der nach einer flachen Flanke von Christopher Trimmel mit seiner Direktabnahme aus sieben Metern nur knapp das Fürther Tor verfehlte.

Awoniyis Schuss wird zum Schüsschen

In Anbetracht des schwachen Auftritts seiner Mannschaft musste Fischer Impulse setzen. Er tat dies mit einem Spielertausch in der Halbzeitpause. Für Haraguchi kam Andreas Voglsammer, was auch eine kleine Korrektur des Spielsystems mit sich brachte. Die Formation war jetzt eher ein 4-3-3 denn ein 3-5-2. Und doch war da kein Wandel auszumachen. Klar, Awoniyi hatte nach einem Zuspiel von Robin Knoche eine ziemlich gute Chance, doch sein Schuss in der 66. Minute aus etwa zehn Metern wurde zum Schüsschen, sodass Fürths Keeper Andreas Linde den Ball ohne Probleme unter sich begraben konnte. Aber mehr war da nicht.

Fischer legte nach 70 Minuten, weil er alsbald erkannt hatte, dass das immer noch nicht zu einem Wandel führte, schließlich weiter nach. Er brachte auf einen Schlag wie schon gegen Leipzig Kevin Behrens und den zum Einstieg bereits erwähnten Michel gegen inzwischen doch eher kraftlos wirkende Fürther. Michel trat sogleich als Torschütze in Erscheinung, Behrens hingegen blieb wirkungslos, auch weil aus dem Mittelfeld heraus auch weiterhin zu ungenau gepasst, zu lasch gepresst wurde. Fischer, der immer wieder lautstark Einfluss auf den Lauf der Dinge nehmen wollte, blieb an diesem Abend unerhört.