Olympia 2024

Ann-Katrin Berger: Olympische Elfmeter-Heldin und Krebs-Bezwingerin

Dass die deutschen Fußball-Frauen bei den Olympischen Spielen jetzt im Halbfinale stehen, haben sie ihrer Torhüterin zu verdanken.

Die deutsche Torhüterin Ann-Katrin Berger pariert einen Elfmeter im Viertelfinale gegen Kanada. 
Die deutsche Torhüterin Ann-Katrin Berger pariert einen Elfmeter im Viertelfinale gegen Kanada. Julio Cortez/AP

Am Dienstag wird sie mit einem besonderen Strahlen aufs Fußballfeld laufen. Denn ihr ist etwas gelungen, was nur sehr wenigen in ihrer Zunft glückt: Ann-Katrin Berger, die Torfrau der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, hat im Elfmeterschießen nach Verlängerung zwei Bälle gehalten und gleich noch selbst einen Elfmeter verwandelt. Nun hängt von ihr mit ab, ob das Team nach der Niederlage in der Gruppenphase die zweite Prüfung gegen die USA besser meistert.

Überhaupt das Halbfinale des olympischen Wettbewerbs erreicht zu haben, gilt schon als großer Erfolg. Denn fast auf den Tag ein Jahr ist es her, dass die Frauen-Nationalmannschaft des DFB bei den Weltmeisterschaften in der Vorrunde ausschied. Die Trainerin verschwand für eine ungewisse Zeit, der ab Oktober als Interimstrainer bestellte Horst Hrubesch gab den Spielerinnen nach und nach wieder Selbstvertrauen. Und er wählte für die Position im Tor nicht die vertraute Merle Frohms, sondern Ann-Katrin Berger.

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Berger ist eine, die sich nicht nur strikt vor der Linie ihres Kastens aufhält, sie gehört wie Manuel Neuer zu jenen Torleuten, die gern mal ins Spiel eingreifen. Die ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann lobte am Sonnabend die weiten Bälle in Richtung der kanadischen Hälfte, mit denen sie die deutschen Spielerinnen in Bewegung brachte. Denn sie taten sich schwer mit eigenen Angriffen. Da aber auch die Kanadier weder in der regulären Spielzeit noch in der Verlängerung ein Tor erzielten, ging es ins Elfmeterschießen, dessen Heldin Berger wurde.

Die 1990 in Göppingen in der Nähe von Stuttgart geborene Ann-Katrin Berger wechselte erst mit 16 Jahren vom Sturm ins Tor – auch, weil ihre Körpergröße von 1,80 Meter sie dafür prädestinierte. Sie spielte in Sindelfingen und bei Turbine Potsdam, wechselte über Paris und Chelsea schließlich zum Club NJ/NY Gotham in die USA. Dort gehört ab der kommenden Saison auch ihre Verlobte, die Defensivspielerin Jessica Carter, zum Kader.

Berger ist nicht nur eine Torfrau mit Überblick, sie hat das Kämpfen und Siegen auch auf einem anderen Feld lernen müssen: 2017 wurde bei ihr Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, sie überstand Chemotherapie und Bestrahlung, nahm im Januar 2018 das Training wieder auf. 2022 kam der Krebs zurück, aber sie überwand ihn erneut. „Ich entscheide, wann ich aufhöre, nicht mein Körper“, sagte sie damals. Zur Weltmeisterschaft 2023 fuhr sie als zweite Frau im Tor mit. Nun ist sie die deutsche Nummer eins an dieser Position.