Eigentlich sollte es bereits im kommenden Jahr fertig und bei den Weltspielen der Special Olympics in Berlin der zentrale Ort sein. Nachdem diese Idee schon längst verworfen ist und das Olympiastadion der zentrale Ort für die Weltspiele wird, gibt es seit Donnerstag eine Entscheidung bezüglich der weiteren Nutzung des alten Jahnstadions in Prenzlauer Berg. Das darf aktuell nur noch mit jährlichen Ausnahmegenehmigungen betrieben werden, wird aber abgerissen und durch ein neues Stadion ersetzt. Hervorstechen soll es optisch durch eine rot verglaste oberste Etage („Skywalk“), die der jetzigen Farbgebung der Haupttribüne nachempfunden ist. Vor allem soll das Stadioninnere aber über Rampen ohne jedwede Barriere für Behinderte erreichbar sein.
Drei Flutlichtmasten bleiben erhalten, aber werden versetzt
An das alte Stadion werden neben der Farbe drei Flutlichtmasten erinnern: Sie werden an die zentrale Nord-Süd-Achse („Plaza“) zwischen Eberswalder und Gaudystraße versetzt. Daneben werden auf dem 22 Hektar großen Gelände weitere Gebäude wie zum Beispiel eine Mehrzweckhalle errichtet. Der Architekt Professor Uwe Schröder als einer der Jury-Vorsitzenden sagte zu der Entscheidung eines kompletten Neubaus, die drei Entwürfe, bei denen etwas vom jetzigen Stadion erhalten werden sollte, hätten die Bedingungen der barrierefreien Inklusion nicht erfüllt.
Der Bau des Stadions, das keine Ränge haben wird, wurde vom Dresdner Büro O+M entworfen und soll den Trümmerwall zum Mauerpark hin weitgehend erhalten, sagte Wettbewerbsgewinner Carsten Otto. Im Erdgeschoss zur Plaza hin wird es Kioske und Kassen geben, die Fassade wird hier begrünt. Auf der Westseite wird die zweite Ebene wegen des Walls zum Erdgeschoss.
2023 wird die Asbestbeseitigung im vorhandenen Stadion beginnen, gefolgt vom Abriss. Parallel ist vorgesehen, die Umgestaltung des Sportparks zu starten. Ende 2024 soll dann der Stadionbau in Angriff genommen werden, der nach zweieinhalb bis drei Jahren abgeschlossen sein wird. So hofft jedenfalls Hermann-Josef Pohlmann, in der Senatsbauverwaltung für den öffentlichen Hochbau verantwortlich. Nach Preisen von 2019 sind Gesamtkosten für Stadion und Sportpark von 97 Millionen Euro vorgesehen – Bau-Staatssekretär Christian Gaebler geht allerdings davon aus, das es angesichts der Baupreisentwicklung mehr werden wird.
Das Stadion wird für Spiele der 2. und 3. Fußball-Bundesliga tauglich sein, falls ein Berliner Verein entsprechend auf- oder absteigt. Daneben können darin Schüler- und Behindertenwettbewerbe stattfinden, gegebenenfalls auch Rugby oder American Football, erklärte Sport-Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini. Leichtathleten werden auf acht Bahnen ihre Runden drehen können, Sprinter auf neun Bahnen.
Solar- und Grünanlagen auf dem Dach des neuen Jahnstadions
In dem Entwurf steckt mehr, als man auf den ersten Blick auf das Modell sieht. So wird das 20 Meter über alle 20.000 Sitze (bislang 24.000) ragende Holzdach innen Solarmodule tragen, außen wird es bepflanzt. Das Spielfeld wird von einem Lichtring am Innenrand des Dachs beleuchtet. Als Nebeneffekt soll das Dach auch noch als Lärm-Bremse dienen. Die sogenannte Sportachse von der Cantianstraße zum Stadion hin wird das Pappelwäldchen umfassen, ein Blinden-Fußballfeld und ein Beachvolleyball-Feld mit vier Plätzen innen, vier auf dem Dach und einem daneben.

Um die Sportachse herum wird ein ganz besonderer Joggingpfad gebaut, den Blinde nutzen können: Noppen am Boden weisen ihnen den Weg, außerdem wird es Bluetooth-Signale geben. Sie melden an Kopfhörer der Läufer, wenn sie dabei sind, den Laufweg zu verlassen.


