Einen besseren Rahmen hätte Hertha BSC gar nicht bekommen können. Während die Mannschaften aus der Bundesliga noch in der Vorbereitung stecken, richtete sich der Fokus von Fußball-Deutschland ganz auf den Saisonstart in der 2. Bundesliga – erst recht, wenn sich mit Gastgeber FC Schalke 04 und Gast Hertha BSC zwei gefühlte Erstligisten an einem Freitagabend zur besten Sendezeit im Pay- und Free-TV gegenüberstehen. So eine Ansetzung ist für jeden Spieler Ansporn genug, um seine Bestleistung abzurufen und mit einem Sieg ein erstes Ausrufezeichen zu setzen.
Fabian Reese steht kopfschüttelnd am TV-Mikrofon
Aus Sicht von Hertha BSC aber kam mit der 1:2-Niederlage alles anders. „Jeder fiebert auf das Auftaktspiel hin. Freitagabend, 20.30 Uhr. Du nimmst dir viel vor und spielst dann so ein Spiel“, sagte Kapitän Fabian Reese nach der Partie kopfschüttelnd am Mikrofon von TV-Sender Sky und sprach von einer „verschenkten und verschlafenen“ ersten Hälfte. Anstelle eines Ausrufezeichens sorgte die Mannschaft von Stefan Leitl eher für ein großes Fragezeichen. „Ich bin sehr enttäuscht über unseren Auftritt in der ersten Hälfte. Wir haben leider nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben, hatten nicht die richtigen Lösungen, um uns aus dem Druck zu befreien“, so der Hertha-Trainer zum Stimmungskiller im ersten Saisonspiel.
Dabei wirkten doch zwei Tage zuvor noch alle so euphorisch, war rund um den Verein eine Aufbruchstimmung zu spüren. Der selbst auferlegte Druck, in die Bundesliga aufsteigen zu wollen und das auch so als Zielsetzung öffentlich auszugeben, sollte eher in eine Gier umgewandelt werden. Von all dem war im Prinzip lediglich nach dem sehenswerten Anschlusstreffer von Sebastian Grönning etwas zu sehen. 88 Minuten aber waren da bereits gespielt und die verbleidende Zeit für den Ausgleich nur noch überschaubar. „In der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Kompaktheit, leider kam der Anschlusstreffer zu spät. Das werden wir analysieren und kommende Woche eine andere Bereitschaft zeigen“, so Leitl.
Doch weder von Herthas neuen noch alten Hoffnungsträgern war am ersten Spieltag viel zu sehen. Flügel-Flitzer Reese hatte kaum Ballkontakte, machte nur durch weite Einwürfe von der Seitenlinie auf sich aufmerksam. Mittelfeldmann und Bayern-Leihgabe Maurice Krattenmacher, der sich in der Vorbereitung noch so hervorragend eingefügt hatte, war ebenfalls kein Faktor. „Das nervt auch total, weil die Niederlage heute total unnötig war. Ich bin sehr frustriert“, gestand Leitl.
Krattenmacher und Kownacki bleiben unter ihren Möglichkeiten
Gerade Krattenmacher, aber auch Stürmer Dawid Kownacki galten bei ihren Verpflichtungen als Verstärkungen für die Mannschaft, die im Kern zusammengeblieben war und in Leitl nach einer Saison endlich mal wieder Kontinuität zu bieten hatte. Doch das Duo blieb, genau wie der Rest des Teams, unter den eigenen Möglichkeiten. Gefühlt landete jeder zweite Pass beim Gegner. In den Zweikämpfen mangelte es den Hauptstädtern an Aggressivität. Frische strahlte nur das zitrusgelbe Ausweichtrikot der Hertha aus. „Wir haben unseren Matchplan überhaupt nicht umgesetzt und haben uns in der Aggressivität den Schneid abkaufen lassen. Alles in allem sind wir aber in keiner Phase richtig in unseren Fußball gekommen. Wir haben viele Bälle verloren, im Übergangsspiel schlampig gespielt und Räume zu spät bespielt. So haben wir es dem Gegner zu leicht gemacht“, kritisierte Reese weiter.


