Sympathie und Vertrauen machen Freundschaft aus. Der Soziologe Ferdinand Tönnies hält auch den Aspekt der Gleichheit des Berufes für eine Grundlage. Bei Herthas Trainer Sandro Schwarz und RB Leipzigs Coach Marco Rose treffen all diese Aspekte zu. Tatsächlich ist die Freundschaft der beiden über viele Jahre gewachsen. Und nun, wo Hertha BSC am Sonnabend (18.30 Uhr, Sky) in Leipzig antreten muss, ist die enge Verbindung der Fußballtrainer ein Thema, das Schwarz keinesfalls leugnen, aber eben auch nicht überbewerten möchte. „Leipzig – Hertha steht im Fokus, nicht Rose gegen Schwarz“, sagte der 43-Jährige am Donnerstag, „es wird auch für uns der Anspruch sein, jeder mit seiner Mannschaft maximal erfolgreich zu sein. Und so gehen wir das an.“ Hertha BSC brauche eine Top-Leistung, viel Mut im eigenen Ballbesitz und hohe Konzentration.
Ist es nicht trotzdem komisch, gegen einen Menschen anzutreten, mit dem so viel geteilt, so viel erlebt, so viel gelacht hat? „Wir werden vorher nicht übers Spiel reden, aber weiter schreiben und telefonieren. Da bespricht man nicht nur den Fußball, sondern den Alltag, Familie und Freunde“, sagt Schwarz. Ja, er und Rose (46) sind richtig dicke. Rose war Trauzeuge, als Schwarz heiratete. Er ist der Patenonkel von Schwarz-Filius Carlo. Schwarz wiederum ist der Patenonkel von Roses Tochter Maria. Sie fahren gern gemeinsam in den Urlaub – und das seit Jahrzehnten.
In der Männer-WG mit Tischtennisplatte und Dartscheibe
Wie hat sich diese Freundschaft entwickelt? Beide spielten unter Trainer Jürgen Klopp gemeinsam von 2002 bis 2004 bei Mainz 05. Der Leipziger Rose kam vor 20 Jahren zum FSV, dort war Schwarz schon vier Jahre eher in die Profi-Mannschaft integriert. 2003 verpasste Mainz dann mit einem Tor Unterschied den Bundesliga-Aufstieg, ein Jahr später gelang er.

Diese Erfahrungen schweißten Schwarz und Rose zusammen. Als Schwarz nach einem Jahr bei Rot-Weiß Essen beim Lokalrivalen Wehen-Wiesbaden anheuerte, zog er mit Rose in eine WG. Männerwirtschaft, mit Tischtennisplatte und Dartscheibe in der Wohnung. Schwarz nahm öfter den Staubsauger in die Hand. Der Kühlschrank war meistens leer. Schwarz redete damals freimütig darüber im Fernsehen: „Wenn dann die Tankstelle auch noch um 22 Uhr geschlossen ist, werden halt die Zähne geputzt und ab ins Bett.“
Doch das Verhältnis der beiden wurde noch viel inniger. Beide sind gläubige Christen, sie diskutierten über die Bibel. Schwarz sagt auch jetzt: „Egal, wie traurig eine Situation ist, der Glaube hilft definitiv, sich selbst zu finden, zur Ruhe zu kommen und dann wieder Zuversicht auszustrahlen. Es ging darum, Werte und Zuversicht in sich zu tragen und das auch immer wieder den Menschen zu vermitteln.“
Das erklärt auch einiges bei Hertha momentan. Schwarz schafft es trotz der durch die vielen Unentschieden verlorenen Punkte, jeden Tag aufs Neue das Team zu motivieren. Am Donnerstag freute sich die Mannschaft darüber, dass Mittelfeldspieler Jean-Paul Boetius nach seiner Tumor-Operation im Hoden erstmals wieder auf den Trainingsplatz zurückkehrte. „Hey Leute, Djanga da, ich war wieder auf dem Platz. Ich will mich noch mal für die Unterstützung bedanken und die schönen Nachrichten“, übermittelte der Niederländer in einer kurzen Videobotschaft.

