Como beobachtet den Abwehrspieler

Cesc Fàbregas lockt: Warum Hertha-Talent Gechter nach Italien passt

Scouts von Como 1907 sollen Linus Gechter beobachten. Der Verein von Trainer Fàbregas ist im Wachstum – und der 21-jährige Herthaner passt genau ins Profil.

Begehrt: Linus Gechter (r.) könnte Hertha BSC in der kommenden Saison gen Italien verlassen.
Begehrt: Linus Gechter (r.) könnte Hertha BSC in der kommenden Saison gen Italien verlassen.City-Press

Die Länderspielpause hat Linus Gechter in Berlin verbringen müssen. Die deutsche U21-Nationalmannschaft hatte keine Probleme mit Malta und Georgien. Sie gewann beide Spiele mit insgesamt acht Toren und ohne Gegentreffer, während Gechter sich zu Hause von Oberschenkelproblemen erholte.  Obwohl es sicher schade für ihn war, diesen Lehrgang zu verpassen, deutet sich mehr und mehr an: Es wird nicht die letzte Gelegenheit für den gebürtigen Berliner gewesen sein, um internationale Erfahrungen zu sammeln. Vielleicht sogar ergibt sich die Chance für den Spieler vom Hertha BSC schon bald.

Bereits vor einem Monat berichtete Transferexperte Florian Plettenberg vom Interesse an Gechter. „Alle deutschen Topvereine, außer dem FC Bayern, zeigen konkretes Interesse an Linus Gechter“, schrieb er auf X. Nun jedoch soll laut der Bild außerdem ein Verein aus dem Ausland Ernst machen: Como 1907. Scouts des italienischen Erstligisten hätten Gechter laut dem Bericht in verschiedenen Spielen beobachtet.

Auf den Spuren von George Clooney

Auf den ersten Blick erscheint Como dabei kaum als Alternative. Alle deutschen Topvereine außer Bayern sollen an ihm dran sein. Das heißt: Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, RB Leipzig, vielleicht auch der VfB Stuttgart – warum also sollte er zu einem Verein in Italien wechseln, der erst zur Vorsaison, nach langer Abstinenz, in die erste Liga aufgestiegen ist?

Klar, die Stadt Como ist in den Augen der meisten Betrachter schöner als Dortmund. Das Wetter in Norditalien, die Berge, die den Comer See zieren, mit bunten Häusern bebaut, die selbst George Clooney verzauberten – all dies sei hier einmal ausgeklammert. Was spricht sportlich für den Klub aus der Lombardei?

Cesc Fàbregas ist das Gesicht des Vereins

Nun, zunächst wäre da der Trainer. Cesc Fàbregas ist Weltmeister, Europameister, gewann zweimal die Premier League und einmal die spanische Liga. Außerdem war er ein eleganter Mittelfeldspieler, der sein Wissen nun als Trainer an die Spieler von Como 1907 weitergibt. Dass eine solche Persönlichkeit als Trainer dabei helfen kann, Spieler zu überzeugen, zeigte schon Bayer Leverkusen unter der Führung von Xabi Alonso. Yannick Engelhardt etwa, derzeit von Como an Borussia Mönchengladbach verliehen, erklärte bei seinem Wechsel zu Como: „Dass so ein Name im Weltfußball dich verpflichten will, hat selbstverständlich eine Rolle bei meiner Entscheidung gespielt.“ Auch für Nico Paz, im Sommer von Real Madrid gekommen, soll der Trainer entscheidend gewesen sein, damit er sich trotz Anfragen von Vereinen aus ganz Europa für Como entscheidet. Vorstellbar, dass Fàbregas auch Gechter überzeugen könnte.

Die Entwicklung des Vereins schreitet außerdem rasant voran. Nach Platz zehn im Vorjahr steht die Mannschaft aktuell auf Platz sieben der Serie A, einen Punkt hinter Juventus Turin.  Die Chancen stehen nicht schlecht, dass es in der nächsten Saison zumindest mal für die Conference League reicht – und damit für das internationale Geschäft. Finanziert von den reichsten Besitzern der Serie A verpflichtet Como sowohl alternde Stars als auch aufstrebende junge Spieler. „Die Balance“ sei Fàbregas wichtig.

Gechter passt zu Como

Gechter ist mit 21 Jahren Stammspieler bei der Hertha und besitzt noch reichlich zu schöpfendes Potenzial. Allein deshalb passt er ins gesuchte Profil. Darüber hinaus könnte ausgerechnet Hertha-Trainer Stefan Leitl seinen Spieler noch interessanter für die Italiener gemacht haben. In der jüngeren Vergangenheit setzte er Gechter häufiger als rechten Verteidiger für die Hertha ein und zeigte so, wie flexibel der in der Abwehrkette ist. Zwar zitierte Leitl seinen Schützling bezüglich seiner neuen Rolle mit den Worten „Es macht Bock, aber ich bin Innenverteidiger“, doch schaden wird es Gechter nicht, wenn er sowohl in der Mitte als auch über die Flügel verteidigen kann.

Ein ganz ähnliches Profil hat Como mit dem ehemaligen Hoffenheimer Stefan Posch im Sommer verpflichtet. Der Österreicher konnte sich bisher jedoch weder in der Innenverteidigung noch hinten rechts durchsetzen und ist bereits 28 Jahre alt. Gut möglich, dass die Verantwortlichen von Como bereits im kommenden Jahr mit einer jüngeren Alternative nachlegen wollen – an Geld mangelt es dem Verein schließlich nicht.

Como passt zu Gechter

Über seine neu gewonnene Vielseitigkeit hinaus passen Gechters Stärken zum Spiel der Lombarden. Gerade im Spiel mit dem Ball weist Gechter starke Werte für einen Verteidiger auf: Er spielt genaue Pässe und besitzt eine starke Ballkontrolle, wenn er attackiert wird. Dazu ist der 1,90 Meter große Verteidiger kopfballstark: Er gewann in dieser Saison bereits 19 Luftduelle. Und Como? Nur Inter Mailand hält den Ball in Italien länger in den eigenen Reihen. Außerdem greift das Team häufig sehr weit in der Hälfte der Gegner an, sodass diese zwangsläufig zu weiten Bällen gezwungen werden. Praktisch ist dann, wenn dort, wo der Ball landet, jemand steht, der Kopfballduelle gewinnt und den Ball mit Ruhe kontrollieren kann.