Fußball-Bundesliga

Herthas wolkige Welt: Boateng prustet, Bobic entrümpelt – und Völler überlegt

Bislang galt Hertha-Manager Fredi Bobic als Top-Kandidat auf die Nachfolge von Oliver Bierhoff beim DFB. Nun aber kommt plötzlich Rudi Völler ins Spiel.

Unterhielten sich im November 2021 angeregt im Berliner Olympiastadion: Leverkusens Geschäftsführer Rudi Völler (l.) und Hertha-Manager Fredi Bobic.
Unterhielten sich im November 2021 angeregt im Berliner Olympiastadion: Leverkusens Geschäftsführer Rudi Völler (l.) und Hertha-Manager Fredi Bobic.imago

Ins Prusten kommt Kevin-Prince Boateng schon nach drei Minuten des Projekts. Es könnte „Training unter Palmen mit Mikrofon“ heißen. Die Medienabteilung von Hertha BSC hilft jedenfalls mit, die Profis beim Trainingslager in Florida auf dem Rasen zu belauschen. Boateng prustet also beim Dehnen ohne und mit Thera-Band, das er nach dem Wegschnipsen wieder aufsammeln muss. Beim Standardtraining ist die Stimme von Linksverteidiger Lukas Ullrich zu hören, der so motiviert: „Es läuft die 90. Minute und steht 1:1 gegen den 1. FC Union vor 75.000 Fans im Olympiastadion: Wenn du ihn gut reinbringst, gewinnen wir.“

Bis zum Berliner Derby am 28. Januar vergehen noch ein paar Tage. Bis dahin wird Boateng im US-Trainingslager oder daheim am Schenckendorffplatz wohl noch öfter gerufen haben: „Finish. Mach Tor.“ Und bestimmt wird er auch geprustet haben – vor Lachen. Bei der Vorstellung, dass er kürzlich noch als neuer Manager und Geschäftsführer von Hertha BSC gehandelt worden ist. Für den Fall, dass der bisherige Manager Fredi Bobic den Berliner Bundesligisten tatsächlich verlässt, um beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Nachfolge von Oliver Bierhoff anzutreten. Der trat ja bekanntlich nach der verkorksten WM und viel Kritik am Nationalteam kürzlich zurück.

Noch immer gilt Bobic als erster Kandidat beim DFB

Noch immer gilt Bobic, der in Berlin einen Vertrag bis 2024 hat, als erster Kandidat beim DFB. Und bei Hertha BSC ist man dabei, sich auf ein Weggang-Szenario vorzubereiten. Präsident Kay Bernstein sagte im vorigen Jahr zu Spekulationen um Bobics DFB-Zukunft: „Ich stehe immer auf dem Standpunkt: Reisende soll man nicht aufhalten. Aber: Fredi Bobic ist in verantwortlicher Position bei Hertha BSC – und wenn es nach mir geht, ist er das noch eine ganze Weile länger.“

Am Mittwoch kursierten nun Gerüchte, nach denen es vielleicht doch nach Bernstein und Hertha BSC gehen könnte – und so mit Bobic und Berlin doch eine ganze Weile länger. Denn plötzlich wird der frühere Nationalspieler und Bundesliga-Manager Rudi Völler (61) als Bierhoff-Nachfolger gehandelt. Völler sagte – anders als zuvor Matthias Sammer und Lothar Matthäus – nicht direkt ab. Stattdessen formulierte er laut Bild-Zeitung: „Grundsätzlich sieht meine Lebensplanung anders aus.“ Der Satz des Weltmeisters von 1990 klingt nach einem „Aber“. Nach grundsätzlichem Interesse also.

So ähnlich wie bei Bobic, der in der Winterpause Herthas Kader ordentlich entrümpelt hat: Davie Selke, Vladimir Darida und Fredrik Björkan sind weg, Linus Gechter wurde nach Braunschweig ausgeliehen. Ob sich Hertha nach einer Millionenablöse bald das Millionengehalt von Fredi Bobic spart? Hängt nun wohl auch von Rudi Völler ab. Der folgte im Jahr 2000 schon mal dem Ruf des DFB. Damals allerdings als Teamchef.