Europameisterschaft

EM 2024: Ein Berliner und sein heikelster Auftrag

Felix Zwayer leitet das EM-Halbfinale zwischen der englischen und der niederländischen Auswahl – was der eine oder andere nicht nachvollziehen kann.

Türkeis Zeki Celik (l.) kann nicht ganz nachvollziehen, warum ihm Felix Zwayer die Gelbe Karte zeigt.
Türkeis Zeki Celik (l.) kann nicht ganz nachvollziehen, warum ihm Felix Zwayer die Gelbe Karte zeigt.Verwijst/Imago

Es gibt ein paar (vielleicht auch ein paar mehr) Menschen, die gar nicht gut auf Felix Zwayer zu sprechen sind. Zum Beispiel Manuel Gräfe und Jude Bellingham, die an der Spitze der sogenannten Anti-Zwayer-Fraktion stehen.

Seit Jahren zieht der eine Berliner (Gräfe) über den anderen Berliner (Zwayer) her, wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass der ehemalige Schiedsrichterkollege vor etwas mehr als 20 Jahren an den Spielmanipulationen rund um Schummel-Referee Robert Hoyzer beteiligt war und deshalb nach einer sechsmonatigen Sperre eigentlich gar nicht Karriere hätte machen dürfen. Unabhängig von der belastenden Vorgeschichte sei der gelernte Immobilienkaufmann als Unparteiischer „bestenfalls Durchschnitt“, so Gräfe, der übrigens aus Sicht vieler Beobachter als Unparteiischer gerade mal einen Tick besser war als der Durchschnitt.

Was Bellingham gesagt hat, dürfte Gräfe gefallen haben

Bellingham wiederum, der englische Nationalspieler und Profi von Real Madrid, hat seinen Unmut über Zwayer vor zweieinhalb Jahren nach einem Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern zum Ausdruck gebracht. Der englische Nationalspieler und Profi von Real Madrid, der damals noch die Farben des BVB trug, klagte nach einer 2:3-Niederlage: „Du gibst einem Schiedsrichter das wichtigste Spiel in Deutschland, der zuvor schon Spiele manipuliert hat. Was erwartest du?“ Zwayer erhielt im Nachgang offenbar Morddrohungen, soll nach einer kurzen Auszeit sogar über ein Karriereende nachgedacht haben. Fakt ist, dass es in Deutschland fähigere Spielleiter gibt als ihn.

Nichtsdestotrotz hat die Europäische Fußball-Union (Uefa) Zwayer für die Europameisterschaft nominiert und ihm nun den Auftrag erteilt, das Halbfinale zwischen der englischen und niederländischen Auswahl zu leiten. Das sei „verantwortungslos“ und „Wahnsinn“, kommentierte Gräfe sogleich. „Schiri-Albtraum“, titelte das englische Boulevardblatt The Sun. 

Zwayer, verheiratet, zwei Töchter, bis 2012 Mitglied bei Hertha BSC, steht also an diesem Mittwochabend im Dortmunder Westfalenstadion ab 21 Uhr gewaltig unter Druck. Was auch für seine Assistenten Stefan Lupp, Marco Achmüller, Daniel Siebert (Vierter Offizieller), Bastian Dankert (Video-Assistent) und Christian Dingert (VAR-Assistent) gilt. Ein Spiel, sechs deutsche Schiedsrichter – und Millionen, die ein Urteil über sie fällen werden.