Frauen-Fußball

Fit nach zweitem Kreuzbandriss: Giulia Gwinn spielt gegen Dänemark

Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn ist wieder fit, tritt nach dem Kreuzbandriss mit der Nationalmannschaft an. Ein Hoffnungsschimmer auf dem Weg Richtung Olympia.

Giulia Gwinn während des Spaßtrainings in Frankfurt am Main.
Giulia Gwinn während des Spaßtrainings in Frankfurt am Main.Jürgen Kessler/dpa

Vielleicht helfen solche Veranstaltungen ja wirklich dabei, die Mienen wieder aufzuhellen. Auch wenn es sich eher um ein Spaßtraining handelte, das die deutschen Fußballerinnen vor ihrer Abreise nach Viborg zum Nations-League-Auftakt gegen Dänemark (Freitag 18 Uhr, ARD) in Frankfurt-Rödelheim vor knapp 1000 Fans absolvierten. Eine zumindest grinste fast unentwegt: Giulia Gwinn.

Sie hatte schon beim Fußballtennis in einer Dreier-Combo mit Laura Freigang und Merle Frohms sichtlich Vergnügen, und sie lächelte später weiter, als Jungs und Mädchen speziell von ihr noch ein Autogramm oder ein Selfie erhaschen wollten: Die Rechtsverteidigerin vom FC Bayern ist nun mal eines der bekanntesten Gesichter im deutschen Frauenfußball – dafür hätte sie während der WM in Australien und Neuseeland nicht unbedingt noch als ZDF-Expertin auftreten müssen.

Früh stellte die von zwei Kreuzbandrissen geplagte 24-Jährige aus der Ferne fest, dass die Mission zum dritten Stern auch deshalb so krachend scheiterte, weil nie dieser Zusammenhalt, der die EM in England geprägt hatte, hergestellt werden konnte. Deshalb sei es elementar, sagte die vom Bodensee stammende Fußballerin, „dass man die WM aufarbeitet, und es nicht einfach so weiterläuft, wie es war“.

Das Ziel danach: das Fußballturnier bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris. „Alle sind gewillt, die neuen Aufgaben positiv anzugehen. Es ist als Sportlerin immer schön, wenn man nach einem Negativereignis relativ schnell die Chance hat, die Leute von etwas Besserem zu überzeugen.“ Die wegen der Erkrankung von Martina Voss-Tecklenburg vorläufig in die Chefrolle aufgerückte Assistentin Britta Carlson sei sicherlich „nicht diejenige, die im Mittelpunkt stehen möchte, sondern einfach guten Input gibt, gerade was das Taktische angeht“. Erste Gespräche seien geführt: „Da sind wir eng zusammengerückt mit dem Team, aber auch mit dem Staff.“ Ob das wirklich stimmt?

Auf jeden Fall freut sich Gwinn nach ihrer langen Leidenszeit aufs Comeback bei den DFB-Frauen: „Ich bin super stolz, wieder mit dem Adler auf der Brust aufzulaufen.“ Carlson wiederum sehnt gleichermaßen die Rückkehr „einer wichtigen Persönlichkeit und Spielerin“ herbei, die wohl schon bald „wieder die Alte“ sei und in Down Under schmerzlich vermisst wurde. Gwinn soll nicht über volle 90 Minuten auflaufen, aber sie dürfte in der Startelf stehen, um die dänische Weltklassestürmerin Pernille Harder zu stoppen, mit der sie in München neuerdings zusammenspielt: „Dass sie eine herausragende Spielerin ist, sehe ich tagtäglich im Training. Es wird wichtig sein, unsere Tugenden auf den Platz zu bringen.“

Helfen könnte die Erinnerung an den Auftaktsieg bei der EM vor einem Jahr, als der Vize-Europameister die Däninnen mit 4:0 dominierte. Damals spielte insbesondere Gwinn ein bärenstarkes Turnier: In Topform gibt es nicht viele Außenverteidigerinnen, die so viel Klasse vereinen.

„Aus der ersten Verletzung bin ich gestärkt zurückgekommen, das gibt mir ein gutes Gefühl und Sicherheit, dass ich es auch beim zweiten Male schaffen kann“, sagt die Nationalspielerin. „Ich habe volles Vertrauen in meinen Körper, und das ist die wichtigste Basis.“ Die Reha sei ihr diesmal ein bisschen leichter gefallen – trotzdem brauche sie solch einen Rückschlag nicht noch einmal. Es sei halt doch „extrem auffällig, wie viele Kreuzbandverletzungen seit der EM 2022 passiert sind. Wir haben immer mehr Spiele“, sagte sie in einem Interview mit dem Sportinformationsdienst und forderte: „Die Spielerinnen müssen geschützt werden, die Vereine müssen gut aufgestellt sein, auch beim zyklusbasierten Training.“