DFB-Frauen

Drei Coaches arbeiten im Hintergrund bei der WM für Deutschlands Fußballerinnen

Michael Urbansky, Julius Balsmeier und Nicklas Dietrich unterstützen die Fußballbundestrainerin bei der Frauen-WM in Australien.

Die Athletiktrainer Nicklas Dietrich und Julius Balsmeier sowie Assistenztrainer Michael Urbansky (von links) machen Deutschlands Fußballerinnen fit.
Die Athletiktrainer Nicklas Dietrich und Julius Balsmeier sowie Assistenztrainer Michael Urbansky (von links) machen Deutschlands Fußballerinnen fit.Memmler/imago

Drei Stehtische haben auf der Terrasse des Medienzentrums der deutschen Frauen-Nationalmannschaft auf dem Gelände des Wyong Race Club einen Sonnenplatz. Genau der richtige Ort, um drei Männer neben der Pferderennbahn näher zu beleuchten, die ansonsten nur im Schatten der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg tätig sind. Obgleich Michael Urbansky, Julius Balsmeier und Nicklas Dietrich bei jedem Training auf einem Gelände einige Kilometer weiter südlich nicht zu übersehen und zu überhören sind.

Der bereits im vergangenen Jahr von den U19-Juniorinnen beförderte Assistenztrainer Urbansky, der angeworbene Fitnesstrainer Balsmeier und der auf den letzten Drücker von der Männer-A-Nationalmannschaft hinzugekommene Athletikexperte Dietrich sind diejenigen, die aus dem Hintergrund einiges steuern. Das Aufwärmen, das Krafttraining, die Reha angeschlagener Akteurinnen wie Marina Hegering und Lena Oberdorf, aber auch das Abschütteln des Jetlags fallen explizit in ihren Verantwortungsbereich. Für eine „WM der Herausforderungen“, wie Voss-Tecklenburg sagt, heißt das: Ohne die drei Herren wird die Mission zum dritten Stern nicht gelingen, auch wenn niemand aus der Troika das so formulieren würde. Keiner nimmt sich zu wichtig.

DFB-Frauen wollen vor allem bei Standards glänzen

Als die EM in England trotz des verlorenen Finals unter viel Applaus endete, könnte Voss-Tecklenburg kurz darauf den Klassiker aus den 80er-Jahren gesummt haben: „Neue Männer braucht das Land“. Zwei wichtige Mitstreiter sprangen der 55-Jährigen nämlich ab. Thomas Nörenberg, der einfühlsame Einpeitscher aus der Horst-Hrubesch-Zeit. Und Patrik Grolimund, der allwissende Experte aus der Schweiz. Charismatische Persönlichkeiten, mit denen die Bundestrainerin und Co-Trainerin Britta Carlson gut zusammenarbeiteten, nachdem es bei der WM 2019 in Frankreich noch nicht richtig passte.

Zuerst rückten Urbansky und Balsmeier nach, wobei der Co-Trainer anfangs empfand, man sei „ins kalte Wasser geschmissen worden“. Es sei „echt Stress“ gewesen, in den inneren Zirkel zu finden. Inzwischen formuliert der in Sonneberg geborene 41-Jährige einen hohen Anspruch: Die DFB-Frauen sollen die beste Mannschaft der Welt werden, was Standards betreffe: „Den Anspruch haben wir: kein Gegentor hinten, viele Kopfballtore vorne.“ Die Spiele seien enger geworden; wofür bitte habe man denn Spezialistinnen wie Alexandra Popp, Lea Schüller oder Sjoeke Nüsken.

Am Mittwoch soll ein geheimer Test gegen die U15-Junioren der Central Coast Mariners helfen, um für das Auftaktspiel gegen Marokko in Melbourne (Montag 10.30 Uhr MESZ/ZDF) letzte Automatismen zu festigen.
Balsmeier ist derjenige, der zwischen den Spielen schaut, dass alles passt. Dafür wird die Trainingsbelastung mit Farben gekennzeichnet: In regelmäßigen Abständen wird eine „rote Einheit“ eingestreut, um Form und Fitness zu festigen. Interessant, was der 34-Jährige zum Thema Menstruation erzählt: Morgens würde abgefragt, welche Spielerin ihre Tage hat. Jede aber schätze ihre daraus fürs Training resultierenden Probleme selbst ein. „Sie wissen selbst, was sie sich zumuten können.“ Er gab entscheidende Tipps, den Jetlag loszuwerden, acht, neun Tage dauere der Prozess, der letztlich doch ein individueller sei.

Direkt vom Länderspiel der Männer zur Vorbereitung der Frauen

Dass ihn Voss-Tecklenburg in der Doku „Born for this“ einen „klassischen Fitnesstrainer“ nannte, hat intern für Schmunzeln gesorgt. Er sei halt schon zehn Jahre in diesem Metier, sagt der in Sankt Peter-Ording an der Nordsee aufgewachsene Sportwissenschaftler, der in den Nachwuchsleistungszentren des FC St. Pauli und des FC Augsburg gearbeitet hat. Er kennt sich im Männerfußball genauso aus wie Dietrich. Dessen sportartenübergreifender Expertise vertraut die A-Nationalmannschaft seit 2015.

Den gebürtigen Grünstadter hat der DFB direkt vom letzten Männer-Länderspiel in Gelsenkirchen nach Herzogenaurach zur Vorbereitung der Frauen kommen lassen. An ihn richtet sich unweigerlich die Frage, was denn­­­ die einen besser machen als die anderen. Klar, dass der 40-Jährige zu seinem „Seitenwechsel“ etwas Grundsätzliches betont: „Ich finde es beeindruckend, mit welcher Leidenschaft und welchem Spaß sie hier dabei sind. Die Mädels brennen, für ihren Sport alles zu geben. Die Jungs leben auch dafür – das kann ich versprechen.“ Doch während die einen zuletzt ziemlich erfolglos waren, wollen die anderen bei der WM ganz weit kommen. Stimmt dafür denn wirklich die Form? Da nicken alle drei, mehrfach.