Die Mannschaft des 1. FC Union Berlin hat sich durch einen überzeugenden Auftritt in Freiburg, der schließlich einen 4:1-Auswärtssieg zur Folge hatte, für den letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2021/22 in eine wunderbare Ausgangsposition gebracht. Die Teilnahme an der Conference ist gewiss, die Teilnahme an der Europa League gar nicht so unwahrscheinlich, und sollte RB Leipzig am Sonntagnachmittag das Heimspiel gegen den FC Augsburg nicht gewinnen, ist sogar die Qualifikation für die Champions League noch möglich. Voraussetzung dafür ist am 34. Spieltag natürlich ein Sieg gegen den VfL Bochum. Aber warum sollte dies in Anbetracht der aktuellen Form, in der sich die Elf von Urs Fischer am Sonnabendnachmittag präsentiert hat, nicht gelingen?
Kurzfristig hatte sich für Andreas Luthe am Sonnabend die Möglichkeit auf seinen 89. Einsatz in der Bundesliga ergeben. Nicht weil Fischer plötzlich eine Eingebung hatte, sondern weil sich sein Konkurrent Frederik Rönnow im Wettbewerb um den Status der Köpenicker Nummer eins beim Warmlaufen eine Verletzung im Adduktorenbereich zugezogen hatte. Darüber hinaus gab es im Vergleich zum 1:1 gegen Greuther Fürth zwei weitere Veränderungen in der Startelf der Unioner. Julian Ryerson spielte statt des verletzten Dominique Heintz in der Abwehr-Dreierkette auf der linken Seite. Schließlich kam auch Bastian Oczipka auf dem linken Flügel zum Einsatz, für ihn musste Niko Gießelmann auf die Bank.
Dass sich die drei „Neuen“ nahtlos einfügten, darf inzwischen bei Union als Selbstverständlichkeit erachtet werden. Jeder im Kader weiß, was zu tun ist, wenn seine Stunde schlägt, weiß, wie er sich gewinnbringend einbringt. Der Mann des Nachmittags war allerdings dann doch einer, der in dieser Rückrunde immer spielt, ja einer, der in dieser Rückrunde im Endeffekt immer gut, manchmal sogar überragend spielt, nämlich Sheraldo Becker.
Prömel ergrätscht das 1:0
Nach Lust und Laune schwirrte der Niederländer an der Seite von Taiwo Awoniyi durch die Freiburger Reihen, gab demn Breisgauer Nationalmannschafts-Duo Christian Günter und Nico Schlotterbeck immer wieder Rätsel auf. Beim 1:0 für Union drehte Becker erst mal einen kleinen Kreisel um Günter, bevor er eine wunderbare Flanke vors gegnerische Tor schlug. Schlotterbeck staunte, Maximilian Eggestein fabrizierte, bedrängt von Awoniyi, fast ein Eigentor. Schließlich grätschte Grischa Prömel den Pfostenabpraller über die Linie. Elf Minuten waren da gespielt.
Beim 2:0 in der 30. Spielminute tauchte Becker plötzlich auf der linken Angriffsseite auf. Locker, leicht löste er sich in dieser Szene von Philipp Lienhardt, nahm noch einmal kurz den Kopf hoch, um mit einer weiteren wunderbaren Flanke seinem Kapitän Christopher Trimmel die Chance auf einen einfachen Kopfballtreffer zu ermöglichen. Trimmel nutze sie, lief danach sogleich zu Becker und sagte quasi mit einem Klaps „Merci“.

Becker blieb aber gierig, wollte jetzt selbst mal treffen. Und tat dies in der 41. Minute, nachdem ihn Awoniyi infolge einer unsauberen Abwehraktion von Schlotterbeck mit einem Steilpass in den Sprint gebracht hatte. Lienhardt konnte Becker nicht folgen, Freiburgs Keeper Mark Flekken schließlich Beckers Schuss aus spitzem Winkel nicht parieren. Unhaltbar schien der Schuss aber nicht zu sein.
In der Abwehr hatten sich die Eisernen bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Blöße gegeben. In der 23. Minute war das, als Paul Jaeckel nach einem hohen Flankenball von Roland Sallai in einen Zweikampf mit Lucas Höler geriet, Höler daraus als Sieger hervorging, das vermeintliche 1:1 erzielte, aber vom Videoschiedsrichter im Nachgang ein unerlaubtes Handspiel angelastet bekam. Schiedsrichter Felix Brych folgte dem Rat seines Assistenten, was Freiburgs Coach Christian Streich in Rage versetzte. Beim Halbzeitpfiff tobte Streich noch immer, nahm den vierten Schiedsrichter ins Gebet, wirkte beim Wiederanpfiff aber dann doch eher trotzig als motzig.
Abwehrchef Knoche macht keinen Fehler
Dass seine Mannschaft über eine hohe Qualität verfügt, ist bekannt, wurde schließlich in der zweiten Hälfte offensichtlich. Sie kam wiederholt zu guten Chancen. In der 51. Minute geriet Höler bei einem Schuss aus zwölf Metern noch in Rücklage, drei Minuten später brachte es der eingewechselte Nils Petersen fertig, den Ball aus zwei Metern über die Querlatte zu köpfen. In der 59. Minute wiederum konnte Höler erneut Jaeckel entwischen, schloss wieder erfolgreich ab, doch das Schiedsrichtergespann wollte eine Abseitsstellung erkannt haben. Erneut meldete sich der Videoschiedsrichter bei Brych, korrigierte diesen, sodass Freiburg über den Anschlusstreffer jubeln durfte.
