Das war mal wieder ein emotionaler Ausbruch. In der achten Spielminute nimmt Fabi Reese den Ball elegant mit und hämmert ihn mit voller Entschlossenheit ins Braunschweiger Tor. Drin das Ding! In meiner Charlottenburger Stammkneipe blieb an diesem frühen Sonntagnachmittag nicht jedes Schultheiss aufm Tisch stehen, der Jubel fiel ausgelassener als sonst aus. Ich merkte schnell: Da hat sich viel Frust in den vergangenen Wochen angestaut, der sich nach langer Abstinenz mal wieder entladen konnte.
Was für ein Spiel! Was für ein Sieg! Endlich mal wieder dieses Gefühl, diese pure Euphorie, die uns Hertha-Fans in den vergangenen Wochen so sehr gefehlt hat. Bei dem ein oder anderen Älteren habe ich – vor allem nach dem berauschenden 2:0 und 3:0 binnen weniger Augenblicke – die ein oder andere Träne erhaschen können. Für viele andere Hertha-Anhänger war es ein ungemein wichtiger Brustlöser. „Es jeht doch, Mensch“, sagte eine West-Berliner Tresenlegende, die neben mir saß.
Nach Hertha-Siegen macht das Leben etwas mehr Spaß
Das Angstgespenst Dritte Liga ist nach dem 5:1-Sieg über den direkten Konkurrenten aus Braunschweig vorerst mal passé. Das sagt jedenfalls das Stimmungsbarometer am Montag danach. Auf der Arbeit sprechen die Kollegen einen mal wieder positiv an und freuen sich für einen. „Nächstes Jahr also doch nicht an die Grünwalder Straße“, fragt mich mein Kollege und blühender Sechzig-Fan Daniel Cremer leicht grinsend. Andere haben überaus viel Lob übrig für die Leistung der Herthaner.


