Titel im Federgewicht

Blutüberströmt: Berlinerin Nina Meinke wird Box-Weltmeisterin

Trotz Platzwunde am Kopf bezwingt Nina Meinke in Hamburg die Argentinierin Daniela Bermudez. Patenonkel und Ex-Champion Sven Ottke fiel das Zuschauen schwer.

Nina Meinke – gezeichnet von dem harten Kampf, aber strahlend über den Sieg.
Nina Meinke – gezeichnet von dem harten Kampf, aber strahlend über den Sieg.Torsten Helmke/Imago

Das Blut lief Nina Meinke in Strömen über das Gesicht, es mischte sich mit ihren Freudentränen – und sogar Patenonkel Sven Ottke eilte mit einem Handtuch herbei. Doch in diesem Moment besiegte die Euphorie den Schmerz. In einer denkwürdigen Ring-Schlacht hat sich die Berlinerin am Sonnabend zur Box-Weltmeisterin gekrönt.

„Alles, worauf ich mein ganzes Leben hingearbeitet habe, ist heute in Erfüllung gegangen“, sagte die 31-Jährige aus Spandau nach dem Kampf in Hamburg. Die Sportlerin bezwang die Argentinierin Daniela Bermudez nach Punkten und eroberte damit den Titel der International Boxing Federation (IBF) im Federgewicht. Im November 2022 hatte sie bereits einmal den Weltmeistertitel der Women’s International Boxing Federation (WIBF) inne.

Lob für die Sportlerin mit dem zu kleinen Zöpfen geflochtenen, blonden Haar gab es auch von höchster Stelle, nämlich von Box-Ikone Regina Halmich: „Ich gratuliere und verneige mich vor dir, neue Weltmeisterin“, schrieb diese bei Instagram.

Es war ein harter Fight: Schon in der zweiten Runde waren beide Kämpferinnen unabsichtlich mit den Köpfen zusammengestoßen, danach rann das Blut aus einer Wunde an Meinkes Haaransatz. Und es wollte nicht aufhören. „Der Cut hat mich am Anfang irritiert. Mir ist die ganze Zeit das Blut in die Augen gelaufen. Dann habe ich verschwommen gesehen“, sagte Meinke. Trotzdem biss sie sich durch, punktete mit guten Treffern. Am Ende feierte Meinke ihren 19. Sieg im 22. Profifight.

Aber auch abseits der WM-Ehren war dieser Abend ganz besonders für Meinke. Schon im März hatte sie den IBF-Gürtel holen wollen, wurde dann aber kurzfristig ausgebremst: Ihre Gegnerin, die Vierfach-Weltmeisterin Amanda Serrano, sagte das Duell in Puerto Rico rund eine Stunde vor dem ersten Gong ab – wegen einer Augenverletzung. Meinke fiel daraufhin in ein tiefes Loch, aus dem sie sich erst einmal wieder herauskämpfen musste. Nun steht die von ihrem Vater gemanagte Profisportlerin an der Spitze.

Der Fight selbst war an sich schon historisch: Erstmals kämpften die Frauen über die Männerdistanz von zwölf Runden à drei Minuten – fast das doppelte der bisherigen Zeit. Die Spandauerin begrüßte das im Vorfeld als Ausdruck der Gleichberechtigung. Auch hinterher war sie zufrieden: „Das war konditionell sehr gut.“ Ex-Champion Sven Ottke war heilfroh, als der Kampf vorbei war: „Nina ist wie mein eigenes Kind“, gestand der Patenonkel anschließend der Bild-Zeitung. „Zuzusehen ist für mich die Hölle.“