Basketball

Die Basketball-Brüder Franz und Moritz Wagner freuen sich auf ein besonderes Heimspiel

Erstmals laufen die Brüder in ihrer Heimatstadt Berlin zusammen im Basketball-Nationalteam auf. Eigentlich hätte es schon im Vorjahr dazu kommen sollen.

Franz und Moritz Wagner (v.l.) standen in Bonn zum ersten Mal zusammen auf dem Feld und bestreiten am Mittwoch in Berlin ihr besonderes Heimspiel.
Franz und Moritz Wagner (v.l.) standen in Bonn zum ersten Mal zusammen auf dem Feld und bestreiten am Mittwoch in Berlin ihr besonderes Heimspiel.Sven Simon/Imago

Schon länger laufen die Planungen für den großen Tag, es wurde organisiert und mobilisiert. „Die Familie ist auf jeden Fall ready, die Freunde sind eingeladen“, sagt Franz Wagner mit Blick auf die verspätete Berlin-Premiere. Am Mittwochabend (19.30 Uhr/kostenfrei bei MagentaSport) laufen der 21-Jährige und sein älterer Bruder Moritz (26) in der Arena am Ostbahnhof erstmals in ihrer Heimatstadt Seite an Seite im Basketball-Nationalteam auf – ein Highlight. Für die Familie, aber auch die Fans der beiden Berliner.

In Bonn gab es für Moritz und Franz Wagner die Premiere im Nationaltrikot

Gut ein Jahr ist es her, dass sich die deutsche Mannschaft bei der Heim-EM Bronze in der Hauptstadt holte, doch Moritz Wagner war damals wegen einer Fußverletzung nur Zuschauer. Dabei gewesen zu sein, aber nicht mittendrin, sei ein „interessanter, emotionaler Zwiespalt“ gewesen. In diesem Sommer steht eine Weltmeisterschaft an, und es sieht anders aus. Die Wagners sind fit, am vergangenen Sonnabend spielten beide beim Vorbereitungsstart in Bonn zusammen gegen Schweden, taten im Trikot mit dem Adler zum ersten Mal das, was im Alltag ganz normal ist.

Bei den Orlando Magic spielen die NBA-Profis seit zwei Jahren zusammen. In diesem Sommer hat Moritz seinen auslaufenden Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert, so lange läuft der Rookievertrag von Franz ohnehin. Dass es irgendwann mal zu viel werden könnte, befürchten sie nicht. „Wenn man erwachsen ist, hat man irgendwann auch genug voneinander“, weiß Moritz Wagner, „aber wir finden auch ganz gute Lösungen, einander aus dem Weg zu gehen.“ Aber die Brüder seien halt „tatsächlich sehr, sehr gut befreundet. Das haben wir ganz gut hingekriegt zum Glück.“

Gordon Herbert kann das bestätigen. „Sie mögen sich beide, sie unterstützen sich beide“, sagt der Bundestrainer, der Kanadier schätzt sie auf und neben dem Feld: „Sie sind sehr talentierte Spieler und noch bessere Menschen“. Dazu seien die Wagner-Brüder „für NBA-Stars sehr bescheiden. Ganz normale Jungs.“ Die groß gewachsenen Basketballer ähneln sich, sind den gleichen Weg gegangen von Alba Berlin über das US-College-Team Michigan Wolverines in die NBA, aber es gibt auch Unterschiede. „Er hat sich eine Nische gebaut in unserer Familie“, scherzt Moritz über Franz, „wir sind alle drei laut, und er hat sich das angeguckt und gesagt, okay, ich bin lieber etwas ruhiger und denke nach, bevor ich rede.“

Sportlich hat sich Franz viel von Moritz abgeschaut. „Als wir aufgewachsen sind, habe ich immer alles nachgeahmt, was er gemacht hat“, sagt der jüngere Bruder, beide verstehen sich blind. „Wenn wir auf dem Court sind, sind wir Teammates, die sich extragut kennen. Es macht einfach Spaß mit ihm.“ Orlando ist für beide Wagner-Brüder so etwas wie ein Glücksfall. Als Moritz im Jahr 2018 von den Los Angeles an 25. Stelle in der ersten Runde gedraftet wurde, klang das im ersten Moment nach einem Märchen, plötzlich in einem Kader mit LeBron James zu stehen. Erst nach mehreren Wochen aber stand er erstmals in einem Spiel auf dem Parkett, absolvierte insgesamt 40 der insgesamt 82 Saisonspiele und hatte in diesen wenig Spielanteile.

Nach nur einem Jahr erfolgte der Trade nach Washington. In der amerikanischen Hauptstadt wurde er immer wieder von Verletzungen ausgebremst und nach knapp zwei Jahren zu den Chicago Bulls und wenige Stunden später von dort zu den Boston Celtics transferiert. Wiederum nur ein paar Tage später wurde sein Vertrag dort aufgelöst und Moritz heuerte für den Rest der Saison in Orlando an. Als er danach ohne Vertrag dastand, sahen einige Experten die weitere NBA-Karriere bereits in Gefahr. Doch wenige Wochen, nachdem der kleine Bruder Franz von den Magic an achter Stelle im Draft gezogen wurde, erhielt auch Moritz Wagner ein neues Arbeitspapier in Florida.

Orlando bietet für die Wagner-Brüder viel Raum zur Entwicklung

Dort wurde in den vergangenen Jahren ein Team mit jungen Talenten zusammengestellt. Für die beiden Berliner gibt das viel Raum zur Entwicklung und viel Einsatzzeit. Die haben Franz, der fast immer in der Starting Five steht, und Moritz bestens für ihre persönliche Entwicklung genutzt und Orlando bereits in der vergangenen Saison zu einem Play-off-Anwärter gemacht.

Von dieser Entwicklung soll jetzt abermals die Nationalmannschaft profitieren. Und für die anstehende WM in Japan, Indonesien und auf den Philippinen (25. August bis 10. September) haben sie sich etwas einfallen lassen. Auf den Rückseiten der Trikots prangen nur ihre Vornamen. „Es sieht ein bisschen cooler aus und man kann es ja nicht alle Tage machen“, erklärt Franz Wagner.

Am Mittwoch dürfen die Eltern Beate und Axel ihre Kinder beim Spiel gegen Kanada  in der Arena am Ostbahnhof, wo beide Brüder im April ein Spiel ihres Ausbildungsvereins Alba gegen Rostock besucht hatten, bewundern. „In Berlin ist das auch für unsere Eltern ziemlich cool“, findet Moritz Wagner: „Da sind wir aufgewachsen. Es ist speziell.“