Die vier galicischen Jungs entscheiden sich für ein faires Zwei gegen Zwei. Sie kämpfen ehrgeizig gegeneinander, sprinten, foulen und treffen hin und wieder auch mal einen Wurf von der Dreier-Linie. Einer von ihnen versucht, die spanische Basketball-Legende Pau Gasol mit einem sogenannten Fadeaway Jump Shot zu imitieren – vergeblich. Es ist eine eher unsaubere Partie Basketball mit vielen Fouls und Nickligkeiten. Dafür bekommt die Kulisse, die den Basketballplatz im galicischen Baiona in Nordspanien umgibt, das Prädikat traumhaft.
Meeresrauschen vom Atlantik, weit vor der Küste fliegen Möwen von Felsen zu Felsen, Windsurfer nutzen die meterhohen Wellen, eine frische Brise weht durch den kleinen Touristenort, die Ozeanluft bezaubert einen nahezu. Dazu ein herüberwehender Geruch von allerlei gegrillten galicischen Köstlichkeiten: Octopus, Neunaugen, Meeresfrüchte, die in Berlin nicht alltäglich sind. Dazu das ausgezeichnete Wetter für die coolste Sportart der Welt. 24 Grad, also nicht zu heiß und nicht zu kalt für die Küste.
Der Basketballcourt mit seinen vier Körben – mit dem man keinesfalls bei der Reiseplanung gerechnet hat – toppt einfach alles. Selbst ein Dirk Nowitzki würde hier gerne noch mal seine Schnürsenkel binden und entspannt ein paar Körbe werfen. Würde es ein Magazin mit den atemberaubendsten Plätzen geben, würde Baiona mit Sicherheit unter den Top Ten landen. Vielleicht sogar unter den besten drei Plätzen, gleich hinter den Feldern von Venice Beach in Los Angeles und den berüchtigten Courts in Manhattan und Brooklyn. Eine solch große internationale Bekanntheit hat die Basketballanlage in Baiona jedenfalls nicht, es gibt keine Jungs und Mädchen, die sich darum reißen, gegen die besten Spieler der „Hood“ zu zocken.

Jedoch sind die Bewohner Galiciens – wie gefühlt alle Spanier – im Allgemeinen sehr sportbegeisterte Menschen. Die Behörden der autonomen Region scheinen demnach gewillt zu sein, einiges an Geld für Sport und Sportstätten auszugeben. Unweit des Basketballplatzes gibt es zahlreiche Fahrradwege mit Blick auf den Atlantischen Ozean, Outdoor-Sportgeräte, die besser und schicker aussehen als die in den Berliner Fitnesscentern, und natürlich Fußballplätze. Davon könnten die Berliner Bezirksämter, die für die Sportanlagen in den Kiezen zuständig sind, sicher einiges lernen.
In Berlin herrscht nämlich ein gänzlich anderes Bild. Basketball-Liebhaber schauen bei der Suche nach einem passenden Streetball-Feld oft in die Röhre. Entweder teilen sich 17 kreischende Kinder einen Korb im überfüllten Volkspark Wilmersdorf, oder Ratten übernehmen die Macht auf den Plätzen im Wedding und in Schöneberg. Nicht einmal die groß propagierten Plätze am Gleisdreieck können mit dem Court in Baiona mithalten. Während sich die Galicier optimale Plexiglasbretter mit weißem Netz leisten können, bekommen die Berliner Metallkörbe und Bretter im Stadtzentrum eine eher unbefriedigende Note.




