Ein schneller Zug zum Korb und krachender Dunking, das war die klare Botschaft: Dennis Schröder ist in Spiellaune. Wird so eine Aktion gerne mal als Ausrufezeichen an den Gegner, als Motivation für die eigene Mannschaft und als Anheizer für die Zuschauer genutzt, so war das zu diesem Zeitpunkt gar nicht notwendig. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft lag nach Schröders Dunk zwei Minuten vor der Halbzeit bereits 42:19 deutlich gegen Montenegro in Führung. Spiel und Gegner hatte man nach kleiner Schwächephase längst im Griff. Ein kurzzeitiger Spannungsabfall nach der Pause und ein plötzlich aufdrehender Kendrick Dennard Perry ließen die 12.938 Zuschauer noch einmal bangen, aber am Ende konnten sie einen 85:79-Sieg und den Einzug in das Viertelfinale der Basketball-EM, in dem das Team am Dienstag wahrscheinlich auf Griechenland treffen wird, mit der Mannschaft feiern.
Maodo Lo ist einer der ersten deutschen Spieler beim Warmup
An ein Ausscheiden war im Vorfeld auch nicht zu denken. Zu stark hatte sich die deutsche Mannschaft in der Vorrunde präsentiert. Zu groß war die Vorfreude auf die Hauptrunde in der Hauptstadt bei den Berlinern im deutschen Team. Maodo Lo war einer der ersten Spieler, der kurz nach dem vorherigen Sieg der Slowenen gegen Belgien und rund 70 Minuten vor dem eigenen Achtelfinalspiel das Parkett in der Arena am Ostbahnhof betreten hatte. Die Heimstätte des Aufbauspielers von Alba Berlin wurde kurz zuvor nach der ersten Session des ersten Achtelfinaltags auf den Rängen noch einmal geleert, so dass Lo und der Rest des Teams sich noch bis kurz vor dem Beginn ihres Duells mit Montenegro gedulden mussten, um den ersten warmen Applaus in der Hauptstadt genießen zu können.
Die Vorrunde hatte die deutsche Mannschaft bekanntlich in Köln absolviert und sich dort mit tollen Leistungen in die Herzen des Publikums gespielt. Genau das wollte sie auch in Berlin, vor allem die aktuellen oder früheren Alba-Spieler Maodo Lo, Niels Giffey, Johannes Thiemann und Franz Wagner, denen man schon beim Warmup vor der Partie ansehen konnte, wie sehr sie sich über ihr wirkliches Heimspiel bei der Heim-Europameisterschaft freuten.
Und das startete unerwartet gut. Zumindest wenn man die zuvor meist etwas holprigen und langsamen Startphasen der deutschen Mannschaft zum Vergleich nahm. Mit 11:2 lag das deutsche Team bereits nach knapp vier Minuten in Führung – ein Auftakt nach Maß. Doch durch ein wenig mehr Körperlichkeit des Gegners, die sich über dem normal zulässigen Maß bewegte, von den Schiedsrichtern aber unverständlicherweise nicht geahndet wurde, schrumpfte der Vorsprung zusammen. Als nach und nach Giffey, Lo und Thiemann eingewechselt wurden, stand lediglich noch 11:10 auf dem Videowürfel. Die Alba-Connection aber lieferte sofort: Anspiel Lo, Dreier Thiemann, Korbleger Lo, Dreier Lo. Deutschland ging mit einer beruhigenden 19:10-Führung in die Viertelpause.
Dirk Nowitzki bekommt lautstarken Applaus in Berlin
Das deutsche Team war als Favorit in die Partie gegangen und wurde dieser Rolle nun vollauf gerecht. Die Tiefe des Kaders, in dem jeder Spieler Einfluss auf den Verlauf einer Partie nehmen kann und die Mannschaft schon erfolgreich durch die Vorrunde getragen hatte, sollte im zweiten Abschnitt der entscheidende Faktor werden. Bis auf Giffey und den nur für 13 Sekunden auf dem Feld stehenden Justus Hollatz konnten alle Spieler punkten. Mit immer größer werdendem Vorsprung, wuchs zudem die Spielfreude. Insbesondere bei Dennis Schröder, der dem eingangs beschriebenen Dunking die Halle erstmals so richtig zum Beben brachte. Nur der zwischenzeitlich auf dem Videowürfen eingeblendete und ob des Spielstands entspannt dreinblickende Dirk Nowitzki erntete einen noch höheren Lärmpegel. Das deutsche Team präsentierte sich unter seinen Augen dominant und hatte die Partie zur Halbzeit beim Stand von 48:24 praktisch entschieden.


