Die Gefühlslage hätte unterschiedlicher nicht sein können. Der 1. FC Union Berlin drehte einen 0:1-Rückstand gegen die TSG 1899 Hoffenheim noch in einen 3:1-Sieg, während sich der SV Werder Bremen wenige Stunden später völlig überraschend vom 1. FC Köln vorführen ließ und gleich mit 1:7 unterging.
Während die Eisernen nach einer schwachen ersten Halbzeit dank eines starken zweiten Abschnitts zurückkamen, zeigten die Grün-Weißen eine der schlechtesten Leistungen der vergangenen Jahre. Ganz anders der FCU, bei dem der wuchtige Danilho Doekhi bei seinen beiden Toren demonstrierte, was ihn und seine Teamkollegen ausmacht.
Coach Urs Fischer lobte den Matchwinner: „Diese Entschlossenheit musst du mitbringen, wenn du im gegnerischen Strafraum ein Tor erzielen willst.“ Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Die gute Stimmung in der Mannschaft, in der keiner offen aufmuckt, ihr Wille, Herz, ihre Mentalität sowie ihre Moral machen in dieser Saison oft den Unterschied und sind ihr Trumpf.
All das hat zur Folge, dass Union nach 16 Liga-Partien stolze 30 Punkte bei 27:21 Toren auf dem Konto hat, im Europa-League-Play-off gegen Ajax Amsterdam und im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg steht.

Union Berlin trifft auf einen angeschlagenen SV Werder Bremen
Die nächste Aufgabe in der Englischen Woche am heutigen Mittwoch (20.30 Uhr) in Bremen wird dabei keinesfalls so leicht, wie man nach dem vergangenen Sonnabend vielleicht glauben mag. Werder kam denkbar schlecht aus der langen Winterpause, in der die Grün-Weißen ungeschlagen geblieben waren.
Doch nun wussten die Verantwortlichen und Spieler gar nicht, wo sie mit der Kritik anfangen sollten. Coach Ole Werner meinte: „Wir haben uns in der Zweikampfführung ergeben und vorne kaum einen Ball an den Mann gebracht. Unterm Strich eine wirklich desaströse Leistung von uns.“
Auf der Pressekonferenz am Dienstagnachmittag hatte er sich schon wieder ein wenig gefangen und meinte, positiver gestimmt: „Du darfst nicht den Fehler machen, dass du jetzt alles hinterfragst. Sondern es kommt darauf an, dass man sich auf die Dinge besinnt, die einen bislang ausgezeichnet haben.“
Und Werder hat zweifelsohne Qualität, stand vor dem laufenden Spieltag auf Platz neun, hat nach 16 Partien 21 Punkte bei 26:34 Toren auf dem Konto. Klar ist auch, dass die Grün-Weißen nicht viel schlechter als in Köln auftreten können. Deshalb sollte Union gewarnt sein und Bremen trotz der Defensivschwächen nicht unterschätzen.

Union Berlin sollte den SV Werder Bremen nicht unterschätzen
Trotzdem schrillen beim SVW die Alarmglocken, schließlich kassierte man in der Bundesliga die dritte Niederlage in Folge – bei 3:15 Toren. Daher wird man vor heimischer Kulisse gegen den FCU eine Reaktion zeigen wollen.
Wenn die Berliner den Gegner trotz des Negativlaufs allerdings nicht unterschätzen, in der Abwehr sicher stehen und ihre schnellen Angriffe ins Ziel bringen, stehen die Chancen auf die nächsten drei Punkte gut.
Und sollte es aus dem Spiel heraus nicht klappen, können die Eisernen vermutlich wieder auf ihre neu entdeckte Standardstärke zählen. Gegen Hoffenheim fielen der Ausgleich und das 2:1 von Doekhi jeweils nach stark getretenen Ecken von Christopher Trimmel.

Union Berlins Fähigkeit, Widrigkeiten zu überwinden, deutete sich bereits an
Diese stetige Entwicklung unter Fischer ist beeindruckend, denn mittlerweile darf man die Rot-Weißen auch nach Rückständen und mäßigen Leistungen nicht mehr abschreiben: „Es wurde uns lange Zeit als Schwäche ausgelegt, dass wir nach Rückständen nicht mehr reagieren können. Jetzt haben wir es doch das ein oder andere Mal geschafft. Ich glaube schon, dass dir das eine gewisse Zuversicht gibt.“
Selbst wenn ein Kontrahent mal eine bessere Tagesform erwischt und (zeitweise) überlegen ist, lässt sich der Bundesliga-Tabellendritte davon nicht verunsichern oder aus der Ruhe bringen und weiß immer, dass er seine Chance(n) noch bekommen wird. Das ist bei anderen Klubs – wie etwa Lokalrivale Hertha BSC – seit Jahren nicht der Fall.
Die Köpenicker agierten gegen die TSG hingegen variabel, versuchten, über beide Flügel und das Zentrum zum Erfolg zu kommen. Allerdings dürfte auch Fischer und seinem Trainerteam klar sein, dass man eine so enge Partie nicht jedes Mal in der letzten Minute beziehungsweise der Nachspielzeit für sich entscheiden kann.



