1. FC Union Berlin

Trainingslager-Tagebuch zu Union Berlin: Ein Grottenkick und Fischers Klarheit

Die Eisernen bestreiten ihr Wintertrainingslager in Campoamor. Unser Reporter erlebt ein grausames erstes La-Liga-Spiel. Trainingslager-Tagebuch, Teil 5.

Stefan Bröhl (l.) und Nils Malzahn sind im Campoamor-Camp des 1. FC Union Berlin vor Ort und berichten von ihren Erlebnissen.
Stefan Bröhl (l.) und Nils Malzahn sind im Campoamor-Camp des 1. FC Union Berlin vor Ort und berichten von ihren Erlebnissen.BLZ

Wenigstens blieb das Parkchaos dieses Mal aus. Nachdem mein Kollege Nils Malzahn, dazu Jannis Klimburg vom Kicker und ich am Dienstag den Anpfiff der Copa-del-Rey-Partie FC Cartagena gegen den FC Villarreal wegen des Verkehrschaos verpassten, hatten wir am gestrigen Freitag deutlich mehr Glück.

Wir mussten gar nicht suchen und fanden für das La-Liga-Spiel zwischen dem FC Elche und Real Club Celta de Vigo direkt einen freien Platz, konnten entspannt zum Estadio Martínez Valero laufen und entdeckten auf dem kurzen Laufweg noch unzählige weitere Möglichkeiten, sein Auto abzustellen.

Auch die Ticketschalter (Taquillas) waren viel besser gekennzeichnet. Dafür hatten es die Preise in sich. Bei 25 Euro ging es los, bei 70 Euro war Schluss. Wir entschieden uns für eine günstigere Variante und holten uns drei Karten für je 35 Euro in dem obersten von drei Rängen, dafür immerhin mittig platziert.

Auf dem Weg zu unserem Eingang entdeckten wir auch einen Fan des 1. FC Union Berlin, der in entsprechenden Klamotten unterwegs und offenbar auf dieselbe Idee wie wir gekommen war.

Direkt vor dem Stadion waren noch unzählige Parkplätze frei. Bei Profifußballspielen in Berlin völlig undenkbar.
Direkt vor dem Stadion waren noch unzählige Parkplätze frei. Bei Profifußballspielen in Berlin völlig undenkbar.Stefan Bröhl

Ob er wohl einen besseren Platz als wir erwischt hatte? Denn wirklich gut zu erkennen waren die Spieler von ganz oben nicht, dafür hatte man allerdings eine gute Draufsicht aus der Vogelperspektive. Außerdem saß man nicht ansatzweise so weit weg wie im Berliner Olympiastadion bei Heimspielen von Hertha BSC, wo die Akteure auf dem Feld auf einigen Plätzen nur Ameisengröße haben.

Das Estadio Martínez Valero von außen
Das Estadio Martínez Valero von außenStefan Bröhl

FC Elche gegen Real Club Celta de Vigo – ein absoluter Grottenkick

Es ging auch gar nicht so schlecht los, Stürmerlegende Iago Aspas, ehemals spanischer Nationalangreifer, brachte Vigo in Führung (5. Minute). Danach entwickelte sich aber leider ein echter Grottenkick, der grausam anzuschauen war. Wir staunten bei immer kälter werdenden Temperaturen nicht schlecht, wie die Akteure von einer Unzulänglichkeit zur nächsten stolperten. So etwas wie Spielfluss kam nicht mal ansatzweise zustande.

Auch das Publikum, immerhin 20.121 Fans waren trotz der sportlich verheerenden Lage gekommen, wurde immer unruhiger, fluchte und verzweifelte, feuerte Elche aber trotzdem weiter an.

Doch das extrem limitiert auftretende Schlusslicht verlor auch dieses vorentscheidende Duell gegen den (vor dem Spieltag) 17., der sehr passiv agierte, defensiv nicht sattelfest wirkte, die deutlich höhere individuelle Klasse viel zu selten aufblitzen ließ und unzählige Kontergelegenheiten schon im Ansatz selbst zunichtemachte. 

Der feurig-rote Abendhimmel über bzw. hinter dem Stadion war deutlich schöner und imposanter als das La-Liga-Spiel selbst.
Der feurig-rote Abendhimmel über bzw. hinter dem Stadion war deutlich schöner und imposanter als das La-Liga-Spiel selbst.Stefan Bröhl

Union Berlin vor Doppeltest gegen den FC Augsburg

Es reichte dennoch. Dafür verließen viele Zuschauer das Stadion schon vor dem Abpfiff und verpassten auch nichts. Ihr Team steht nun mit 10:34 Toren und vier Punkten (kein Tippfehler) aus 16 Spielen vor dem Abstieg in die 2. Liga, während Celta Anschluss ans untere Tabellenmittelfeld hergestellt hat.

Wirklich verdient war das nicht. Neben uns wird sich vermutlich möglicherweise auch der Union-Fan geärgert haben, dass er sich diese zähe, fehlerhafte und langweilige Begegnung angeschaut hat. Doch am heutigen Sonnabend wird er vermutlich zwei bessere Duelle zu sehen bekommen – sofern er in Campoamor vor Ort ist.

Dort treffen die Eisernen im Doppeltest (13 und 15 Uhr) auf Bundesliga-Konkurrent FC Augsburg. Man darf gespannt sein, wie viel Kraft die Truppe von Urs Fischer dafür hat.

FCU-Coach Urs Fischer griff bei der Einheit am Freitag oft ein und machte deutliche Ansagen.
FCU-Coach Urs Fischer griff bei der Einheit am Freitag oft ein und machte deutliche Ansagen.Matthias Koch

Union Berlins Coach Urs Fischer spricht Fehler klar und direkt an

Denn das Training am Freitag verlief zwar erneut engagiert, doch der Schweizer Übungsleiter wirkte zwischenzeitlich leicht angefressen und griff vor den Augen Dutzender FCU-Anhänger so oft korrigierend ein wie bei keiner anderen Einheit in diesem Camp zuvor. Einmal sagte er in Richtung von Jamie Leweling, der zu lange brauchte, um sich in Position zu bringen: „Vier Kontakte, vier! Das ist zu viel, so viel Zeit bekommst Du nicht.“

Allerdings merkte man den Kickern die intensiven Tage und Einheiten deutlich an. Wohl auch ein Grund, weshalb sie kürzer als die anderen war, schon zuvor beim Üben von Ecken weitgehend auslief und Fischer seine Mannen regelmäßig für gute Aktionen lobte. Die Luft war raus, die Konzentration einfach nicht mehr da, weshalb es eine gute Entscheidung war, den Spielern den Nachmittag freizugeben.

Schließlich absolvieren die Köpenicker vor dem Bundesliga-Restart am 21. Januar (15.30 Uhr) gegen die TSG 1899 Hoffenheim nach dem Doppeltest gegen die Fuggerstädter um Ex-FCU-Keeper Rafal Gikiewicz nur noch das Match gegen den MSK Zilina (14. Januar, 15.30 Uhr). Viel Zeit fürs Ausprobieren bleibt daher nicht mehr ...