Wenigstens blieb das Parkchaos dieses Mal aus. Nachdem mein Kollege Nils Malzahn, dazu Jannis Klimburg vom Kicker und ich am Dienstag den Anpfiff der Copa-del-Rey-Partie FC Cartagena gegen den FC Villarreal wegen des Verkehrschaos verpassten, hatten wir am gestrigen Freitag deutlich mehr Glück.
Wir mussten gar nicht suchen und fanden für das La-Liga-Spiel zwischen dem FC Elche und Real Club Celta de Vigo direkt einen freien Platz, konnten entspannt zum Estadio Martínez Valero laufen und entdeckten auf dem kurzen Laufweg noch unzählige weitere Möglichkeiten, sein Auto abzustellen.
Auch die Ticketschalter (Taquillas) waren viel besser gekennzeichnet. Dafür hatten es die Preise in sich. Bei 25 Euro ging es los, bei 70 Euro war Schluss. Wir entschieden uns für eine günstigere Variante und holten uns drei Karten für je 35 Euro in dem obersten von drei Rängen, dafür immerhin mittig platziert.
Auf dem Weg zu unserem Eingang entdeckten wir auch einen Fan des 1. FC Union Berlin, der in entsprechenden Klamotten unterwegs und offenbar auf dieselbe Idee wie wir gekommen war.

Ob er wohl einen besseren Platz als wir erwischt hatte? Denn wirklich gut zu erkennen waren die Spieler von ganz oben nicht, dafür hatte man allerdings eine gute Draufsicht aus der Vogelperspektive. Außerdem saß man nicht ansatzweise so weit weg wie im Berliner Olympiastadion bei Heimspielen von Hertha BSC, wo die Akteure auf dem Feld auf einigen Plätzen nur Ameisengröße haben.

FC Elche gegen Real Club Celta de Vigo – ein absoluter Grottenkick
Es ging auch gar nicht so schlecht los, Stürmerlegende Iago Aspas, ehemals spanischer Nationalangreifer, brachte Vigo in Führung (5. Minute). Danach entwickelte sich aber leider ein echter Grottenkick, der grausam anzuschauen war. Wir staunten bei immer kälter werdenden Temperaturen nicht schlecht, wie die Akteure von einer Unzulänglichkeit zur nächsten stolperten. So etwas wie Spielfluss kam nicht mal ansatzweise zustande.
Auch das Publikum, immerhin 20.121 Fans waren trotz der sportlich verheerenden Lage gekommen, wurde immer unruhiger, fluchte und verzweifelte, feuerte Elche aber trotzdem weiter an.
Doch das extrem limitiert auftretende Schlusslicht verlor auch dieses vorentscheidende Duell gegen den (vor dem Spieltag) 17., der sehr passiv agierte, defensiv nicht sattelfest wirkte, die deutlich höhere individuelle Klasse viel zu selten aufblitzen ließ und unzählige Kontergelegenheiten schon im Ansatz selbst zunichtemachte.

Union Berlin vor Doppeltest gegen den FC Augsburg
Es reichte dennoch. Dafür verließen viele Zuschauer das Stadion schon vor dem Abpfiff und verpassten auch nichts. Ihr Team steht nun mit 10:34 Toren und vier Punkten (kein Tippfehler) aus 16 Spielen vor dem Abstieg in die 2. Liga, während Celta Anschluss ans untere Tabellenmittelfeld hergestellt hat.
Wirklich verdient war das nicht. Neben uns wird sich vermutlich möglicherweise auch der Union-Fan geärgert haben, dass er sich diese zähe, fehlerhafte und langweilige Begegnung angeschaut hat. Doch am heutigen Sonnabend wird er vermutlich zwei bessere Duelle zu sehen bekommen – sofern er in Campoamor vor Ort ist.
Dort treffen die Eisernen im Doppeltest (13 und 15 Uhr) auf Bundesliga-Konkurrent FC Augsburg. Man darf gespannt sein, wie viel Kraft die Truppe von Urs Fischer dafür hat.

Union Berlins Coach Urs Fischer spricht Fehler klar und direkt an
Denn das Training am Freitag verlief zwar erneut engagiert, doch der Schweizer Übungsleiter wirkte zwischenzeitlich leicht angefressen und griff vor den Augen Dutzender FCU-Anhänger so oft korrigierend ein wie bei keiner anderen Einheit in diesem Camp zuvor. Einmal sagte er in Richtung von Jamie Leweling, der zu lange brauchte, um sich in Position zu bringen: „Vier Kontakte, vier! Das ist zu viel, so viel Zeit bekommst Du nicht.“
Allerdings merkte man den Kickern die intensiven Tage und Einheiten deutlich an. Wohl auch ein Grund, weshalb sie kürzer als die anderen war, schon zuvor beim Üben von Ecken weitgehend auslief und Fischer seine Mannen regelmäßig für gute Aktionen lobte. Die Luft war raus, die Konzentration einfach nicht mehr da, weshalb es eine gute Entscheidung war, den Spielern den Nachmittag freizugeben.


