DFB-Star begeistert die Fans

Mega-Hype in Köpenick: Beim 1. FC Union Berlin feiern sie Robin Gosens

Der 1. FC Union Berlin hat sich mit Robin Gosens äußerst prominent verstärkt. Mit der Verpflichtung des Nationalspielers wachsen auch die Ansprüche.

Der Trainer und sein neuer Star: Urs Fischer (l.) beobachtet aufmerksam die erste Trainingseinheit von Robin Gosens beim 1. FC Union Berlin.
Der Trainer und sein neuer Star: Urs Fischer (l.) beobachtet aufmerksam die erste Trainingseinheit von Robin Gosens beim 1. FC Union Berlin.Mathias Renner/City-Press GmbH

Nun ist er also da, Robin Gosens, der Fußballer, den vor vier oder fünf Jahren nur ausgewiesene Fußball-Experten kannten und der dem 1. FC Union Berlin nun 15 Millionen Euro wert ist. Am Mittwoch absolvierte er bei den Köpenickern vor mehr als 2000 Zuschauern sein erstes Training. Eine gigantische Kulisse für eine gewöhnliche Übungseinheit. Zu Beginn des Sommers war davon auszugehen, dass der Klub angesichts der Champions-League-Millionen ordentlich Geld in die Hand nehmen würde, um seinen Kader aufzurüsten. Aber für einen Linksverteidiger?

Gosens ist mehr als nur eine bloße Verstärkung für die Außenbahn. Er hat nie ein Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesliga-Vereins durchlaufen, ist anders aufgewachsen als der Großteil seiner Mitspieler. Er war bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren einer der Hoffnungsträger einer ganzen Fußballnation, weil man sich mit ihm gut identifizieren kann. Weil er vor den TV-Mikrofonen auch mal das sagte, was er dachte, und nicht das, was ihm die Medienabteilung vorher eingebläut hat. Er hat eine Kolumne für ein Fußball-Fachmagazin geschrieben, taugte als Gast einer Unterhaltungsshow im deutschen Fernsehen, weil er eloquent und schlagfertig ist.

Bei Atalanta Bergamo machte er sich im Weltfußball einen Namen, mit Inter Mailand stand er vor etwas mehr als zwei Monaten erst im Champions-League-Finale und scheiterte dort denkbar knapp an Manchester City. Nicht wenige hätten ihm den Henkelpott sehr gewünscht. Jetzt ist er von einem Verein in der Königsklasse zum nächsten gewechselt, auch wenn Trainer Urs Fischer immer wiederholt, Union sei doch gar kein Champions-League-Verein.

Der ehrliche Fußball hat mit Robin Gosens ein neues Gesicht

Robin Gosens ist in jedem Fall ein Champions-League-Transfer. Der VfL Wolfsburg soll auch interessiert gewesen sein, Bayer Leverkusen hatte in der Vergangenheit die Fühler nach Gosens ausgestreckt. Mit seiner Verpflichtung wertet der Verein auch das eigene Image auf. Der ehrliche Fußball, der rund um das Stadion An der Alten Försterei immer gepredigt wird, hat mit Robin Gosens ein neues Gesicht. Er wird die Linie herauf und wieder hinunter rennen. Er wird grätschen, flanken, vielleicht hin und wieder auch mal ein Tor erzielen. Und er wird schon am Sonntag bei Unions Saisonauftakt gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr) von den Fans bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung als Fußballgott tituliert werden.

Es stellt sich die Frage, was Jérome Roussillon über den Transfer des 16-maligen Nationalspielers denkt. Der Routinier hatte eine tadellose Vorbereitung auf der linken Seite gespielt. In der Partie gegen Udinese Calcio war ihm gar der einzige Treffer gelungen. Roussillon zeigte, dass er neben defensiver Stabilität auch Offensivdrang beisteuern kann. Nun wird er, beim 1. FC Union Berlin erst seit einem halben Jahr unter Vertrag, in den entscheidenden Spielen auf der Bank Platz nehmen müssen.

Rekord-Transfer Gosens wird von Beginn an spielen. Vielleicht noch nicht gegen Mainz, aber spätestens am darauffolgenden Wochenende in Darmstadt. Fischer wird sagen, dass der Kader breit genug sein müsse, um in allen drei Wettbewerben konkurrenzfähig zu sein und dass jeder Spieler des finalen Aufgebots, das nach dem Deadline Day am 31. August steht, gebraucht werden wird. Für Roussillon ein äußerst schwacher Trost.

Union stellt das erste Mal in seiner Geschichte einen deutschen A-Nationalspieler

In Deutschlands höchster Spielklasse wollte Robin Gosens schon immer mal auflaufen, daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Für mindestens sechs Spiele in der Gruppenphase der Champions League kehrt er nun ab dem 19. September zudem auf die ganz große Fußball-Bühne zurück.

Mit der Verpflichtung von Robin Gosens stellt der 1. FC Union Berlin nun auch das erste Mal in seiner Vereinsgeschichte einen deutschen A-Nationalspieler. Und das, wo Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball, zuletzt keine Gelegenheit ausgelassen hatte, Bundestrainer Hansi Flick zu kritisieren. Die „fehlende Lobby“ der Eisernen beim DFB prangerte er an, ebenso das nicht vorherrschende Leistungsprinzip. Flick schoss zurück, bezeichnete Ruhnerts Statements als „Dreistigkeit und Unverschämtheit“.

Natürlich ist das nur eine Randnotiz beim Gosens-Transfer. In erster Linie soll er ja nicht beim DFB, sondern bei Union spielen. Trotzdem hat so eine Personalie auf jeden Fall eine Signalwirkung. Ein Innenverteidiger soll noch kommen und ein Stürmer, falls Sheraldo Becker den Verein verlässt. Vielleicht überdenkt Unions gefährlichster Angreifer seine Wechsel-Absichten aber auch noch einmal, jetzt, bei der Aussicht auf einen so prominenten Vorlagengeber.