Als sich die Medienrunde dem Ende zuneigte und der Coach des 1. FC Union Berlin, Urs Fischer, nach dem 3:2-Testspielsieg gegen den FC St. Pauli in vorweihnachtlicher Plauderlaune war, erwähnte er ganz nebenbei, dass Fabian Hürzeler vor wenigen Wochen bei ihm und den Eisernen hospitiert hatte.
Der 29-Jährige ist momentan Interimstrainer des FC St. Pauli, der Vereinslegende Timo Schultz doch etwas überraschend am Nikolaustag entlassen und damit für ein Erdbeben im Kiezkicker-Kosmos gesorgt hatte, denn viele Fans konnten die Entscheidung nicht nachvollziehen.
Sportlich war sie allerdings durchaus verständlich, denn nach Platz fünf in der Vorsaison mit nur drei Zählern Rückstand auf Rang drei liegen die Hamburger in der Zweiten Bundesliga aktuell nur auf Position 15 und das auch nur dank des besseren Torverhältnisses gegenüber Arminia Bielefeld und dem 1. FC Magdeburg. Selbst zu Schlusslicht SV Sandhausen beträgt der Vorsprung nur einen Punkt.
Trotzdem hat die Entscheidung, Schultz zu beurlauben, für Unruhe gesorgt. Eventuell jedoch nur kurzfristig. Denn Stand jetzt scheint die Beförderung von Hürzeler eine gute Entscheidung gewesen zu sein. Seine Mannschaft forderte die Eisernen richtig und lieferte dem individuell besser besetzten Bundesliga-Fünften auswärts trotz des Fehlens von (potenziellen) Leistungsträgern wie Jackson Irvine (Urlaub nach WM-Teilnahme mit Australien), Etienne Amenyido, Jakov Medic, David Nemeth und Christopher Avevor einen beherzten Kampf.

Urs Fischer und Fabian Hürzeler klatschen sich freundlich ab
Sie agierte gerade im ersten Abschnitt mit der vermeintlich ersten Elf defensiv weitgehend sicher und strahlte offensiv durchgehend Gefahr aus, presste aggressiv, aber nie unfair, spielte mutig, mit Zug zum Tor und auch fußballerisch sowie technisch ansehnlich.
Nach der Partie grüßte Hürzeler die wartenden Journalisten in der Mixed Zone allesamt per Handschlag und war beispielsweise vor den Köpenickern Julian Ryerson sowie Fischer da, sprach ausführlich mit den Medienvertreten und klatschte auf dem Weg in die Kabine mit dem sichtlich erfreuten FCU-Coach ab.
Zwischendurch gab es auch ein Handshake von ihm und Union-Legende Torsten Mattuschka, der ebenfalls in der Mixed Zone anwesend war und sich unter anderem herzlich mit St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann unterhielt. Der will bis Weihnachten Klarheit in Sachen Trainer schaffen – und nach dem Auftritt der Kiezkicker in Berlin sieht es dahingehend gut für Hürzeler aus, der in Houston, Texas, USA, geboren wurde und als Spieler unter anderem im Nachwuchs bzw. der U23 des FC Bayern München, TSV 1860 und TSG 1899 Hoffenheim ausgebildet wurde.

Den Durchbruch im Profibereich schaffte er nicht und so kickte er lange Jahre in der Regionalliga Bayern für den FC Pipinsried, für den er auch als Spielertrainer auflief, ehe der frühere Assistenzcoach der deutschen U18- und U20-Nationalmannschaft zum 1. August 2020 bei St. Pauli als Co-Trainer anheuerte und nebenbei noch bis zum vergangenen Sommer für den Landesligisten Eimsbütteler TV auflief.


