Es ist verdächtig ruhig in diesem Transfer-Sommer beim 1. FC Union Berlin. Mit Alex Král und Mikkel Kaufmann haben sich bislang erst zwei Spieler dem Köpenicker Kader angeschlossen, die in der vergangenen Saison noch nicht da waren. Ansonsten gab es in den vergangenen Wochen zwar etliche Gerüchte, aber eben noch keine Vollzugsmeldungen, was die quantitative, in erster Linie aber qualitative Aufwertung des Aufgebots betreffen würde.
Oliver Ruhnert verfällt deshalb aber nicht in Panik. Der Geschäftsführer Profifußball des 1. FC Union Berlin weiß, dass die wirklich heiße Phase beim Gehen, Kommen und Bleiben im internationalen Fußball noch lange nicht begonnen hat. Und er weiß auch, dass einige Spieler, die beim Bundesliga-Auftakt gegen den FSV Mainz 05 (19. oder 20. August) für die Eisernen auflaufen werden, beim derzeitigen Kurztrainingslager am Scharmützelsee Trainer Urs Fischer noch gar nicht zur Verfügung stehen.
Da wären zum einen die Nationalspieler Frederik Rönnow, Josip Juranovic, Aissa Laidouni und Sheraldo Becker, die noch nicht wieder ins Training eingestiegen sind. Zum anderen Akteure, von denen man heute noch gar nicht weiß, ob sie in der kommenden Spielzeit das Union-Trikot tragen werden. „Wir müssen Dinge tun, die sich als sinnvoll erweisen. Früher haben wir eher Klarheit gehabt. Das ist jetzt etwas anders, weil wir erst am letzten Spieltag wussten, ob wir Champions League oder Europa League spielen. Das ist in vielen Bereichen ein großer Unterschied“, erklärte Ruhnert am Rande des Trainingslagers, warum sich bislang weniger getan hat, als in den Jahren zuvor.
Robin Gosens, der bei Champions-League-Finalist Inter Mailand unter Vertrag steht, wäre ein Kandidat. Der Nationalspieler will zurück in die Bundesliga, kann sich sehr gut vorstellen, in Köpenick die linke Seite rauf und wieder runter zu wetzen. Eine Einigung beider Vereine ist aber längst nicht in Sicht. „Für uns ist das eine Personalie, die mit Sicherheit interessant wäre. Wir haben aber auch jenseits von Gosens noch ein paar Ideen. Aber er wäre ein absolut hochinteressanter Spieler, ohne Frage“, sagte Ruhnert.
Alles andere als ausgeschlossen ist auch, dass einige Spieler den Verein noch verlassen werden. Bei Dominique Heintz, Laurenz Dehl oder Rick van Drongelen, der aktuell für Gespräche mit einem interessierten Abnehmer freigestellt ist, kann man fest davon ausgehen. Bei Sheraldo Becker und Danilho Doekhi ist es zu befürchten. Das Duo das einst, getrennt voneinander, aus Holland zu Union kam, hat sich längst in den internationalen Top-Ligen einen guten Namen erworben. Becker in England, Doekhi vor allem in Italien.
„Er ist der Spieler, den wir am schwierigsten von allen gehen lassen würden“, äußerte sich Ruhnert zur Personalie Doekhi. Der Abwehrspieler, der in der vergangenen Saison fünf Tore erzielt hatte und in der Rückrunde aus der Stammformation nicht mehr wegzudenken war, hat sich beachtlich weiterentwickelt, mit 25 Jahren aber auch noch etwas mehr von seiner Karriere vor sich als Kollege Becker.
Der feiert im Saisonverlauf seinen 29. Geburtstag und würde sich gerne noch den Traum von der Premier League erfüllen. Wer will es ihm verdenken, bei den Gehältern, mit denen die Vereine auf der Insel locken? „Sheraldo hat immer gesagt, dass er irgendwo hin möchte, wo er etwas mehr Geld verdienen kann. Ehemalige Kollegen wie Taiwo Awoniyi (Nottingham Forest; Anm. d. Red.) haben Gehälter, mit denen wir nicht annähernd konkurrieren können“, gab sich Ruhnert keinen Träumen hin, dass Becker noch Ewigkeiten im Union-Dress auflaufen wird.


