Manchmal schlägt das Wetter echt Kapriolen, da steigt oder sinkt die Temperatur binnen 24 Stunden um zehn oder mehr Grad – und der Körper zeigt sich davon reichlich gestresst, teilweise sogar überfordert. Wer damit zu kämpfen hat, leidet. Warum das so ist und wie man das ändern kann, weiß Internist Dr. Matthias Riedl.
„Natürlich muss unser Körper permanente Anpassungsleistungen erbringen“, erklärt der Mediziner. „Das ist im Prinzip nichts schlechtes, weil es ein gutes Training für das vegetative Nervensystem ist. Aber tatsächlich gibt es Menschen, die Wetterschwankungen nicht gut wegstecken.“
Zwar sind Wetterfühligkeit und die damit verbundenen Symptome wie Schwindel, Unwohlsein, Mattigkeit oder Kopfschmerz wissenschaftlich (noch) nicht endgültig und eindeutig nachgewiesen, aber die Betroffenen spüren es ja deutlich und sind ratlos, wie sie Abhilfe schaffen können.
Was passiert im Körper bei einem Wetterumschwung?
Egal, ob die Temperaturen steigen oder fallen, immer muss der Körper unter anderem den Blutdruck und den Puls anpassen, damit der Organismus weiterhin gut funktioniert. „Wenn es in kurzer Zeit schnell kälter wird, verengt der Körper die Blutgefäße, weil er keine Wärme verlieren will“, sagt Dr. Matthias Riedl. „Und umgekehrt weitet der Körper die Blutgefäße, wenn es schnell warm wird. Das ist eine Kühlungsstrategie, weil über die Venen Wärme aus dem Körper abgegeben werden kann.
Wenn das nicht ausreicht, fängt der Körper an zu schwitzen. Die Verdunstung kühlt. Aber: „Dadurch verlieren wir Wasser und Mineralien, was zügig ausgeglichen werden sollte“, so der Arzt. „Wenn wir nur einen Prozent Flüssigkeitsmangel haben, führt das nachweislich zu einer zehnprozentigen Leistungsminderung. Dann spürt man, dass es einem nicht gut geht.“
Der Puls spielt ebenso eine wichtige Rolle. Wenn aufgrund von hohen Temperaturen mehr Blut über die Venen geleitet wird, könnte es – vereinfacht ausgedrückt – in den Kapillaren zu einem Stau kommen, weil sich das von den großen Blutgefäßen kommende Blut nicht optimal in den feinen Äderchen verteilen kann. Mit einem schnelleren Puls wird das Blut auch schneller durch den Körper getrieben und fließt besser durch die Kapillare.
Und auch wenn sich aufgrund von Kälte die Gefäße zusammenziehen, muss der Puls angepasst werden, damit der Blutfluss kontinuierlich gleichbleibt. Diese Anpassungsleistungen kann der Körper in der Regel gut bewältigen, ohne dass es bei uns zu nennenswerten Beschwerden kommt. Schwierig kann es jedoch vor allem für Kinder und ältere Menschen sein sowie für Vorerkrankte (z.B. Menschen mit Bluthochdruck).
Was kann ich tun, wenn mich wegen des Wetters unwohl fühle?
Wenn einem der Wetterumschwung zu schaffen macht, sollte man zunächst wirklich aufs Trinken achten: „Trinken Sie ausreichend und regelmäßig über den Tag verteilt“, rät Dr. Matthias Riedl. Wer schwitzt, sollte ab und zu eine Saftschorle trinken, aber keine gesüßten Getränke. Der enthaltene Zucker kann sich negativ auf Ihren Verdauungstrakt auswirken.
„Bei Müdigkeit hilft eine Hand-Akkupressur, Melissentee wirkt gegen miese Stimmung, und bei Schlafstörungen kann man einen beruhigenden Abend-Tee trinken“, rät der Mediziner. Entsprechende Tee-Mischungen gibt es in Drogerien und Apotheken für wenige Euro. „Wer unter Schwindel oder Kopfschmerzen leidet, sollte sich um eine entspannende Massage bemühen oder meditieren.“
Bewusste Entspannungsübungen, wozu die Meditation, aber auch die bewusste Muskelrelaxation, Body Scan und ähnliche Übungen gehören, beeinflussen das vegetative Nervensystem, was unter anderem unseren Puls und den Blutdruck steuert. „Das ist sogar messbar. Wer also weiß, wie man sich gezielt Entspannung verschafft, kann seinen Körper besser regulieren, und das kommt einem auch bei Wetterfühligkeit zugute“, weiß Dr. Matthias Riedl.
Was Sie auch nicht vergessen dürfen: Das Wetter und wie wir es benennen hat auch Einfluss auf unsere Wahrnehmung, unsere Stimmung. Ist es draußen trübe oder heiter? Und sind das nicht auch Bezeichnungen für unseren Gemütszustand? Manchmal schlägt einem das Wetter tatsächlich aufs selbige. Hinnehmen muss man das nicht. Man kann sich bewusst schöne Momente schaffen, kleine Glücksmomente. Und man sollte unbedingt raus gehen, am besten in einen Wald oder Park. „Die Natur tut uns gut, den Füßen, den Augen, dem gesamten Körper“, so der Internist.
Kann man Wetterfühligkeit verhindern?
Ja. Sie können – unabhängig vom aktuellen Wetter – einiges tun, um künftig weniger wetterfühlig zu sein. Das Problem: „Unser Körper ist kaum noch an das Draußensein gewöhnt, weil wir uns viel zu viel drinnen aufhalten: im Haus, im Auto, in der Bahn“, sagt Dr. Matthias Riedl. „Dabei ist der Aufenthalt im Freien die beste Medizin. Nicht nur, um seinen Köper für Wetterumschwünge zu trainieren, sondern auch für das gesamte Wohlbefinden.“ Unzählige Studien haben nachgewiesen, dass Bewegung an der frischen Luft uns gesünder macht.
Wer sich jeden Tag an der frischen Luft bewegt, schläft beispielsweise besser, weil die Ausschüttung der entsprechenden Schlaf- und Wachhormone maßgeblich über das UV-Licht gesteuert wird. Und das gibt es in der nötigen Konzentration eben nur draußen. Darüber hinaus tut die Bewegung dem Darm gut, der seine Arbeit besser erledigen kann, als wenn er durch unser vieles Rumsitzen zur Trägheit verdammt ist.
Der Spaziergang im Freien geht bei jedem Wetter und sollte Teil der täglichen Routine sein. Im Sommer ist das Bad in einem See oder (unbeheizten) Freibad ratsam, weil der Körper hierbei angeregt wird, schnell zu reagieren. Je häufiger er auf diese Art reguliert, desto besser kann man im Laufe der Zeit auch große Temperaturgefälle tolerieren, ohne dass es einem schlecht geht.
Ein weiterer Tipp des Experten: „Gehen Sie in die Sauna, machen Sie Wechselduschen. Beides trainiert den Organismus, auf starke Temperaturschwankungen zu reagieren. Das härtet ab und führt dazu, dass Sie bei einem Wetterumschwung gewappnet sind. Zudem stärkt es das Immunsystem.“
Fazit
Wenn die Temperaturen stark schwanken, ist das für unseren Organismus eine Herausforderung, die er aber in der Regel gut meistern kann. Der Kreislauf kann sich bemerkbar machen, wenn die körperliche Anpassungsleistung nicht so abläuft wie sie sollte.






