Expertinnen-Tipps

Was hilft wirklich gegen einen Kater?

Eine Apothekerin und eine Internistin sagen, wie Sie den Morgen nach dem Trinken gut überstehen und was Ihr Körper jetzt braucht. Plus: Tipps fürs nächste Mal.

Kopfweh, Schlappheit, lasst mich alle in Ruhe: Ein Kater kann sehr fies sein (Symbolfoto).
Kopfweh, Schlappheit, lasst mich alle in Ruhe: Ein Kater kann sehr fies sein (Symbolfoto).liivestockimages

Autsch, das letzte Bier war wohl schlecht. Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlappheit – wer zu viel getrunken hat, kriegt am nächsten Morgen die Quittung. Der Körper zeigt einem ganz genau, dass man es mit dem Alkohol übertrieben hat. Und dann will man nur, dass es schnell vorbei ist, dass es einem wieder gut geht. Nur wie?

Die erste goldene Regel gegen einen Kater haben Sie definitiv schon verschwitzt: Trinken Sie nur so viel, wie Sie wirklich vertragen. „Im besten Fall kennt man sein Limit und hört dann auf“, sagt Apothekerin Dr. Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer. „Und es ist ratsam, zwischendurch immer mal wieder etwas ohne Alkohol zu trinken.“

Das Problem ist nämlich, dass Alkohol dem Körper Wasser entzieht. Und damit auch Mineralstoffe. Beides führt dazu, dass es uns am nächsten Tag schlecht geht. Um das auszugleichen, sollte man nun also viel Wasser, Kräutertee oder Saftschorlen trinken. Am besten ohne Sprudel, weil das den ohnehin schon gereizten Magen nur noch mehr unter Stress setzen würde. Um dem Körper wieder Elektrolyte zuzuführen, eignet sich Gemüsebrühe. Sollte Ihnen übel sein, trinken Sie löffelweise. Und ruhen Sie sich danach jeweils ein paar Minuten aus.

„Überhaupt ist Ruhe das beste Heilmittel, wenn man verkatert ist“, rät die Apothekerin. „Wenn Sie schlafen können, sollten Sie das tun. Dann lassen die Symptome schnell nach, weil der Körper sich regeneriert.“ Grundsätzlich ist ein Kater lediglich die natürliche Reaktion des Organismus’ auf übermäßigen Alkoholkonsum.

Sofern Sie hungrig sind, essen Sie ruhig und achten Sie darauf, wonach Ihnen ist. Eher süß oder salzig? „Der Körper zeigt in der Regel, was ihm fehlt“, so Dr. Ursula Sellerberg. Insofern kann man auch nicht jedem Menschen zum Salzhering als Katerfrühstück raten. Andere mögen vielleicht eher saure Gurken oder ein Honigtoast.

Übrigens: Essen Sie vor dem Alkoholtrinken am Partyabend etwas Fettiges. „Fettreiche Nahrung bleibt lange im Magen, dadurch wird der Alkohol langsamer aufgenommen“, erklärt die Apothekerin. „Feste Nahrung und Flüssigkeiten werden immer gleichzeitig aus dem Magen in den Darm aufgenommen. Es ist nicht so, dass die Flüssigkeiten am festen Mageninhalt ‚vorbeilaufen‘ und früher im Darm landen.“

Falls Sie Schmerzen haben, können Sie Ibuprofen nehmen. Ob in Tabletten- oder Pulverform, ist Ihnen überlassen. Vorsicht nur bei anderen Schmerzmitteln: „ASS kann die Magenschleimhaut reizen, Paracetamol ist potenziell leberschädigend“, warnt die Expertin. Und beide Organe, Magen und Leber, haben in der letzten Nacht genug geackert. Gönnen Sie Ihnen eine Pause! Eventuell hilft Ihnen auch ein kühler Lappen auf der Stirn oder im Nacken.

Beim Thema Kaffee sollten Sie auch gut überlegen. Denn eigentlich ist Ihre Leber ja noch damit beschäftigt, die Gifte vom Vorabend abzubauen, also den ganzen Alkohol. Wenn Sie jetzt mit Kaffee auf nüchternen Magen in den Tag starten, muss die Leber ganz schön ackern. „Sie können eine Tasse trinken, sofern Sie Kreislaufprobleme haben und Ihr Blutdruck zu niedrig ist“, sagt Dr. Ursula Sellerberg. „Wenn Ihnen übel ist oder Sie Magenschmerzen haben, trinken Sie bitte keinen Kaffee. Er könnte die Symptome verstärken.“

Die Internistin und Ernährungsmedizinerin Dr. Anne Fleck empfiehlt deswegen, gleich nach dem Aufstehen als Erstes mit einem bis zwei Gläsern Wasser in den Tag zu starten, das zimmerwarm ist. So wird die Entgiftungsarbeit nicht nur von Leber, sondern auch der Nieren erleichtert und das über Nacht entstandene Flüssigkeitsdefizit von 500 Millilitern ausbalanciert. „Das ist unabhängig vom Alkoholkonsum am Vorabend ratsam“, sagt die Medizinerin.

Die schlechteste Idee ist im Übrigen ein Konterbier. Wenn Sie morgens, verkatert wie Sie sind, gleich wieder Alkohol trinken, verzögern Sie den Besserungsprozess nicht nur, sondern machen es noch schlimmer. Ihr gesamter Stoffwechsel leidet unter dem Alkoholexzess. Wenn Sie dann sozusagen noch Öl ins Feuer gießen, machen Sie es Ihrem Körper nur umso schwerer.

Und jetzt schwören Sie sich: Nie wieder Alkohol!? Das ist gut, wenngleich auch nicht realistisch. Es gilt nach Paracelsus die zeitlose Wahrheit: Die Dosis macht das Gift. Tipp für die Zukunft: Rauchen Sie nicht, wenn Sie trinken. Die Inhaltsstoffe von Zigaretten führen zu einem stärkeren Kater.

Essen Sie beim Trinken zwischendurch ein paar Nüsse. Dadurch bekommen Sie hochwertige, proteinreiche Energie sowie viele Nährstoffe. Zudem gelangen die alkoholischen Getränke erst verzögert in den Darm, von wo aus sie aufgenommen werden. Und der zerkaute Nussbrei wirkt beruhigend auf die Magenschleimhaut, die bei zu viel Alkoholkonsum schnell überreagiert.

„Gegen einen nervösen Magen kann der Verzehr von Eiweiß helfen, wie etwa Nüsse, Mandeln, Samen und Kerne“, erklärt Medizinerin Dr. Anne Fleck. „Da die Leber zudem Eiweiße für die Entgiftungsarbeit braucht, ist das ein doppelt sinnvoller Tipp.“

Achten Sie auch darauf, was Sie trinken. „Hochwertiger Alkohol, beispielsweise ein guter Wein, hat weniger Nebenstoffe“, weiß Dr. Ursula Sellerberg. „Nebenstoffe wie Fuselalkohole können zu Kopfschmerzen führen. Bourbon zum Beispiel hat mehr Nebenstoffe als Wodka, weshalb er einen heftigeren Kater verursacht.“

Auch das Durcheinandertrinken sollten Sie vermeiden. Und dabei geht es gar nicht so sehr um unterschiedliche Promillewerte, sondern um ein geschmacklich-psychologisches Problem, wie die Expertin sagt: „Wenn man immer bei einem Getränk bleibt, verliert man irgendwann die Lust, noch mehr zu trinken. Wechselt man die Getränke, bleibt jedes Glas durch den neuen Geschmack attraktiv.“ Ähnlich wie an einem Buffet: Da geht man auch häufiger hin, weil man mehr probieren möchte.

Wenn es Ihnen möglich ist, trinken Sie noch ein großes Glas stilles Wasser vor dem Schlafen, um den Flüssigkeitsverzicht auszugleichen. Verzichten Sie jedoch auf die prophylaktische Einnahme von Schmerzmitteln. „Generell sollte man Medikamente nicht auf Verdacht nehmen“, so Dr. Ursula Sellerberg. „Zudem müssen sie dann zeitgleich mit dem Alkohol in der Leber abgebaut werden, was ein großer Stress für das Organ ist. Nehmen Sie ein Schmerzmittel nur dann, wenn es am nächsten Morgen wirklich nötig ist.“