Müssen Sie auch häufiger auf die Toilette, wenn Sie Alkohol trinken? Keine Sorge, das ist völlig normal – aber eben auch ziemlich nervig. Denn das gesellige Beisammensein mit Bier, Wein und Longdrink oder Cocktail wird durch häufige Klogänge immer wieder gestört. Und meistens muss man dann auch in der Nacht häufiger raus …
Den Brandenburger Experten Will Vance, Leiter der Urologie der Neurologischen Fachkliniken in Beelitz-Heilstätten (Potsdam-Mittelmark), hingegen wundert das nicht. Denn der häufige, alkoholbedingte Harndrang ist einfache Biochemie.
Aber von vorn: Die meisten Menschen haben kein Problem, an einem Abend auch größere Mengen Alkohol zu trinken – auch jene nicht, die behaupten, tagsüber die empfohlenen 1,5 Liter Wasser oder andere zuckerfreie Getränke nicht schaffen zu können.
Kaffee und Alkohol schmecken uns gut, ebenso gesüßte Getränke, weshalb wir davon gerne mehr trinken. Logisch. Insbesondere beim Zusammensitzen mit uns lieben Menschen merken wir kaum, wie häufig das Glas oder die Flasche Richtung Mund wandert und wir trinken. Das heißt, dass wir schon mal mehr trinken als sonst. Das (allein) ist aber nicht die Ursache für das ständige Müssen.
„Der ständige Harndrang hängt zusammen mit dem Hormon ADH“, weiß der Mediziner Will Vance. „Das ist das antidiuretische Hormon, das im Gehirn produziert wird.“ Es reguliert unter anderem den Wasserhaushalt unseres Körpers, indem es auf die Nieren einwirkt. ADH sorgt dafür, dass Wasser in den Nieren resorbiert wird, dem Körper also nicht verloren geht.
Wenn also ausreichend ADH vorhanden ist, wird weniger Urin produziert und wir müssen seltener. „Allerdings unterdrückt Alkohol diesen Mechanismus, und in der Folge wird weniger ADH ausgeschüttet, das Hormon ist also gehemmt – und deshalb hat man ständig das Bedürfnis, auf die Toilette zu müssen“, erklärt der Urologe. Sie haben also keine schwache Blase, sondern sind, etwas flapsig ausgedrückt, das Opfer ganz natürlicher Vorgänge in Ihrem Körper.
Da Alkohol nur sehr langsam abgebaut wird, kann auch das ADH nicht so schnell wieder in unseren Blutkreislauf gelangen und ordnungsgemäß seine Arbeit verrichten. Die Folge: Unser Nachtschlaf ist unruhig, weil wir auch da häufiger aufs Klo müssen.
Und wir spüren das auch am nächsten Tag, wenn wir dehydriert sind und großen Durst haben. Durch den alkoholbedingten ADH-Mangel haben wir nicht nur viel Flüssigkeit verloren, sondern auch Elektrolyte – deshalb sind wir verkatert. Der Körper zeigt, dass er Mangel leidet.
Das ADH reguliert nämlich auch unseren Elektrolythaushalt. Ähnlich wie beim Wasser sorgt das Hormon dafür, dass sie uns nicht verloren gehen, sondern aus der Niere heraus in unseren Blutkreislauf gelangen. Sobald die ADH-Zufuhr stoppt, werden mit dem Wasser auch die wichtigen Elektrolyte (u.a. Salze) ausgeschwemmt.




