Kommentar

Diskriminierung: Zeitenwende nicht nur eine Aufgabe für die Politik

Ferda Ataman will nach einer Studie mehr Diskriminierungsschutz. Haltung zeigen kann aber auch jeder Einzelne: Dafür ist die Zeit schon lange reif. Ein Kommentar.

Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, bei der Vorstellung der Studie „Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft“ der Bertelsmann-Stiftung in der Bundespressekonferenz.
Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, bei der Vorstellung der Studie „Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft“ der Bertelsmann-Stiftung in der Bundespressekonferenz.Kay Nietfeld/DPA

Beim Thema Diskriminierung gibt es naturgemäß fast immer nur schlechte Nachrichten zu verkünden. Betrachtet man das Thema allerdings von einer anderen Seite und geht der Frage nach, wie wichtig es ist, gegen die Diskriminierung von Menschen vorzugehen, sieht es zunehmend besser aus.

So lässt sich zum Beispiel eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Thema durchaus positiv lesen. Denn es hat sich offenbar etwas getan in der Gesellschaft. In der Studie geben drei Viertel der Befragten an, sich für das Thema Gleichbehandlung zu interessieren – deutlich mehr als bei früheren Befragungen. Offenbar finden es auch mehr Menschen wichtig, dass nicht diskriminiert wird.

Das ist ein Fortschritt. Immerhin. Damit zeigt sich nun leider aber auch gleich wieder die Zweischneidigkeit bei dieser Thematik. Denn die schlechtere Behandlung von Menschen aufgrund äußerer Merkmale ist ja nicht verschwunden.

Diskriminierung in allen Bereichen

Da werden Beschäftigte über 50 gefragt, ob sie nicht ihren Job aufgeben wollen, weil sie für ihre Position angeblich zu alt seien. Vorgesetzte sagen Schwangeren, sie seien ja jetzt nicht mehr belastbar. Migranten vermietet man keine Wohnung. Die Rollstuhlfahrerin lässt der Busfahrer einfach stehen an der Haltestelle – kein Platz.

Nichts davon darf man hinnehmen. Nun ist es allerdings so, dass immer mehr Menschen tatsächlich nicht bereit sind, ausgrenzende Behandlung einfach zu dulden. Dies ist die eigentliche gute Nachricht. Das Thema sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, stellt die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung, Ferda Ataman, anlässlich der Vorstellung dieser Studie am Dienstag fest. Sie sieht sogar eine Zeitenwende für die entsprechende Politik in Deutschland. Die Gesellschaft erwarte einen funktionierenden Diskriminierungsschutz – und zwar milieuübergreifend.

Schön wäre aber auch, wenn Betroffene nicht regelmäßig allein dastehen würden, wenn es darum geht, sich zu wehren. Neben anderen Regeln und Gesetzen fehlt es oft schlicht an Beistand. Das kann und muss jeder Einzelne ändern.