Kommentar

Wenn die SPD Scholz gegen Pistorius tauscht, zerstört sie beide und sich selbst

Die SPD zögert bei der Nominierung ihres Kanzlerkandidaten und schwächt so Scholz. Doch auch mit Pistorius werden sie verlieren. Schluss mit der Selbsttäuschung. Ein Kommentar.

Olaf Scholz mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (r.)
Olaf Scholz mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (r.)Michael Kappeler/dpa

Die Sozialdemokraten können nicht verbergen, wie groß ihre Panik vor der Wahl ist. Landes- und Bundespolitiker wagen sich aus der Deckung und wollen den Kanzlerkandidaten austauschen. Die Parteiführung schafft keine Klarheit und schwächt so Olaf Scholz. Die Furcht ist verständlich, denn die SPD wird die Wahl verlieren. Wie hoch, ist zwar noch nicht ausgemacht, aber es gibt keinen erdenkbaren Grund, wieso ein unbeliebter Kanzler, dessen ungeliebte Koalition unter Beleidigungen implodiert ist, das Land in Zeiten eines wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Niedergangs weiterhin führen sollte.

Die Leute kennen Scholz. Sie wissen, was sie kriegen. Das wollen sie nicht mehr. Ob das Regieren anderen Bundeskanzlern bei komplizierten Dreierkonstellationen, wie Scholz es mittlerweile gern entschuldigend zu sagen pflegt, noch schlechter gelänge, ist irrelevant. Er hat es nicht geschafft, jetzt dürfen andere ran. Denn dass die Dinge nicht so bleiben können, wie sie sind, oder wieder so werden sollen, wie sie vor dem 6. November waren, geben alle – selbst der Kanzler – offen zu. Und trotzdem wäre es selbstmörderisch von der SPD, Olaf Scholz gegen Boris Pistorius auszutauschen.

Berliner Zeitung

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