Interview

Orbán: Deutschlands Reaktion auf Nord-Stream-Sabotage zeigt „fehlende Souveränität“

Ungarns Regierungschef Viktor Orbán behauptet im Interview mit Tucker Carlson, die einzige Möglichkeit, den Ukraine-Krieg zu beenden, sei Donald Trumps Rückkehr.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, v.l.n.r.), Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán und Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beim Nato-Gipfel in Litauen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, v.l.n.r.), Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán und Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beim Nato-Gipfel in LitauenKay Nietfeld/dpa

Der umstrittene amerikanische Moderator Tucker Carlson ist nach Budapest gereist, um den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán für seine Sendung „Tucker on X“ zu interviewen. Der Krieg in der Ukraine war eines der Hauptthemen in dem halbstündigen Interview, das am Dienstagabend auf der Plattform X, früher bekannt als Twitter, ausgestrahlt wurde.

Die vorherrschende Meinung in den Vereinigten Staaten ist, dass die Ukraine den Krieg gewinnt, behauptete Carlson direkt zu Beginn des Interviews. „Das ist eine Lüge, nicht nur ein Missverständnis, es ist eine Lüge, es ist unmöglich“, erwidert Orbán. „Jeder, der in der Politik tätig ist und die Logik, die Zahlen und die Daten versteht, weiß das.“ Er fügte hinzu: „Was letztendlich zählen wird, sind Truppen vor Ort – und die Russen sind da viel stärker, viel zahlreicher.“

Orbán zufolge hätte Russland niemals einen Krieg provoziert, wenn Donald Trump noch US-Präsident wäre. Er forderte Präsident Joe Biden und die USA auf, sofort Frieden mit Russland zu schließen. Auf die Frage, was er tun würde, wenn er an der Spitze der Nato stünde, antwortete er: „Sofortigen Frieden. Trump zurückrufen. Das ist der einzige Ausweg.“ Und weiter: Er hat die beste Außenpolitik der letzten Jahrzehnte gemacht.

„... aber ich will die Deutschen nicht kritisieren“

Das Interview befasste sich auch mit den Explosionen, die die Nord-Stream-Pipeline zerstört haben. Tucker Carlson sagte, dass „es sehr offensichtlich ist, dass die Biden-Administration entweder direkt oder stellvertretend dahintersteckt“, und fragte Orbán, „wie es möglich sein kann, dass Westeuropa und insbesondere Deutschland nichts dazu sagen“. „Als es passierte, nannten wir es einen terroristischen Anschlag. Das wurde in Deutschland und im Westen abgelehnt. Ihrer Meinung nach war es kein Terroranschlag, es war ... irgendetwas“, antwortete Orbán und begleitete seinen Satz mit einem Lachen. „Das zeugt von fehlender Souveränität, aber das ist Sache der Deutschen, ich will sie nicht kritisieren.“

Außerdem beschwerte sich der ungarische Regierungschef, dass sein Land von den Vereinigten Staaten gerade „schlechter behandelt wird als Russland“. Orbán verwies auf die Aufhebung eines Abkommens von 1979 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von amerikanischen und ungarischen Steuerzahlern im Januar. „Wir sind ein Mitglied der Nato. Wir sind ein Verbündeter der Vereinigten Staaten, und wir werden schlechter behandelt als Russland, wie Sie wissen. Woran liegt das?“

Nach Ansicht Orbáns sollten die westlichen Länder die Integration der Ukraine in die Nato vergessen, da dies „eine unmittelbare Kriegsgefahr für uns alle bedeuten würde, auch in Washington“. Stattdessen sollten sie sich auf „eine neue Sicherheitsarchitektur mit Moskau konzentrieren“, die der Ukraine Sicherheit und Souveränität bieten würde, „aber keine Mitgliedschaft in der Nato“.