Erdogan

Türken in Berlin zur Festnahme von Imamoglu: „Wer Istanbul gewinnt, gewinnt die Türkei“

Ein Herausforderer Erdogans, der Istanbuler Oberbürgermeister Imamoglu, wird festgenommen: In der türkischen Community in Berlin sind die Reaktionen gespalten.

Der Kottbusser Damm in Neukölln: Hier leben viele Türken, beim Thema Erdogan sind sie gespalten.
Der Kottbusser Damm in Neukölln: Hier leben viele Türken, beim Thema Erdogan sind sie gespalten.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung

Zwischen Neukölln und Istanbul liegen mehr als 2000 Kilometer – und doch scheint an diesem Donnerstag die türkische Millionenmetropole am Hermannplatz und in den Nebenstraßen zum Greifen nah. Vor den Cafés und Bäckereien hocken die Menschen, schlürfen heißen Tee, blinzeln in die milde Märzsonne. Stimmengewirr erfüllt die Luft, durchbrochen von lebhaften Gesten. Immer wieder fällt ein Name: Recep Tayyip Erdogan. Und der seines Rivalen, Ekrem Imamoglu, der hinter Gittern sitzt – wegen angeblicher Korruption und Unterstützung einer Terrorgruppe. Während die Welt empört aufschreit, ist Berlin gespalten: Zustimmung und Ablehnung liegen hier eng beisammen.

Die Bäckerin Öznur P. sitzt vor einer Konditorei, ein Löffel klirrt in ihrem Teeglas, als sie den Zucker umrührt. „Ich bin fassungslos“, sagt sie und schüttelt den Kopf. „Erdogan hat das geplant. Er will seinen Gegner loswerden. Politisch motiviert, anders kann das nicht sein.“ Neben ihr hat sich Kyma L. niedergelassen, hinter ihm ein Schaufenster voller bunter Törtchen, verziert mit Sahne und Zuckerperlen. Auch er kommt aus der Türkei, lebt seit Jahren in Deutschland – doch was in der Heimat geschieht, lässt ihn nicht los. „Es ist diktatorisch“, sagt er leise.

Berliner Zeitung

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