Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder holte am Dienstag zu einer Generalabrechnung aus. Es ging um Energiesicherheit und darum, wie sie gewährleistet werden kann. Unentwegt prangerte er das Zögern der Grünen an, stichelte, die würden inzwischen ja wackeln.
Söders Botschaft war klar: Die Atomkraftwerkzeiten müssen verlängert werden, trotz ökologischer Bedenken. Immerhin steht mit dem Meiler Isar 2 eins der drei Atomkraftwerke, die Ende des Jahres als letzte in Deutschland vom Netz gehen sollen, im Freistaat, im niederbayerischen Essenbach bei Landshut. Die beiden anderen Reaktoren sind Neckarwestheim 2 und Emsland.
Dass der CSU-Politiker den Druck Richtung Berlin verstärkt, war zu erwarten. Seit Tagen wird die Debatte um längere AKW-Laufzeiten schärfer. Und während die FDP bereits für längere Laufzeiten bis 2024 plädiert und Kanzler Olaf Scholz noch einen zweiten Stresstest zur Sicherheit der Stromversorgung abwartet, geraten besonders die Grünen in ein Dilemma. Nein zu einer längeren Laufzeit sagen, das wird in der Koalition kaum gehen, die seit Wochen verspricht, sie werde die Krise schultern. Doch mit einem Ja zu längeren Laufzeiten verraten die Grünen auch ihre Grundsätze. Zu diesen gehören erneuerbare Energien und eben keine Kernkraft.
Dass die Atomkraft ein weiterer Spaltpilz in der Ampelkoalition werden könnte, war vor dem Krieg in der Ukraine eher undenkbar. Doch nun drohen Gas und Strom knapp zu werden, auf viele kommt ein teurer Winter zu. Manche Haushalte können die zu erwartenden Energiekosten kaum stemmen. Jetzt schon haben die meisten Bürger und Bürgerinnen Sorge vor der Zukunft und warten auf pragmatische Lösungen.


