Es hat geregnet. Endlich, nach Wochen fast unterbrochener Trockenheit. Doch der Regen der vergangenen Stunden ändert nichts daran, dass Berlin „es seit 2018 mit einer Dürresituation zu tun“ hat. Das sagt Christoph Donner, der Chef der Berliner Wasserbetriebe. Nur 2021 sei eine Ausnahme gewesen. Dazu kommt, dass die Spree in absehbarer Zeit weniger Wasser führen wird – dann nämlich, wenn die Braunkohleförderung in der Lausitz endgültig ausläuft und die Gruben nicht mehr permanent trocken gehalten werden müssten. Dieses Wasser wurde bisher – und wird es noch – in die Spree gepumpt. Bald nicht mehr.
Die Lage ist also ohne Frage ernst. Nun hat Berlins neue Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) einen Stufenplan angekündigt: Er soll festlegen, ab wann auch in Berlin Wasser rationiert werden muss, so, wie es in manchen Brandenburger Städten längst üblich ist.
Doch wo sind die Einsparpotenziale? Wer muss sparsamer mit Wasser umgehen, darf es nur noch tröpfeln lassen oder muss den Hahn zu bestimmten Zeiten im Zweifel ganz zudrehen? Bisher sei es okay, morgens und abends zu duschen, sagen die Berliner Wasserbetriebe. Bleibt es dabei? Dürfen Kleingärtner noch ihre Rasen sprengen, Villenbesitzer ihre Pools befüllen, wann sie wollen? Und wer verbraucht in Berlin eigentlich überhaupt das meiste Wasser? Welche Gewerbe könnten von Sperren betroffen sein? Drohen schon bald Produktionsengpässe, etwa in der Lebensmittel-, Chemie- oder Metallindustrie?
Der Anstoß für die Suche nach den Großverbrauchern kommt von Correctiv. Das Rechercheportal hat alle 16 deutschen Landesregierungen nach den jeweils größten gewerblichen Nutzern von Grundwasser befragt. Fast alle Regierungen haben freizügig geantwortet. Als eine der wenigen zeigt sich der Berliner Senat zugeknöpft, ausgerechnet von Manja Schreiners Umweltverwaltung kommen die Antworten eher zögerlich daher.
Die Berliner Zoos benötigen besonders viel Wasser
Geliefert wird nur eine kurze Liste anonymisierter Berliner Wassernutzer, die über eigene, von den Behörden genehmigte und erlaubte Brunnen auf ihrem Betriebsgelände verfügen und darüber Grundwasser fördern dürfen: ein Berliner Zoo – oder sind es vielleicht nicht doch eher beide? –, ein nicht benannter Getränkeproduzent, weitere ebenfalls namentlich nicht genannte Unternehmen.
Grundsätzlich gilt: Aus einem eigenen Brunnen darf nur so viel Grundwasser gefördert werden, wie wasserrechtlich zugelassen ist. Doch um welche Mengen geht es im Einzelnen? Unter der Rubrik „Zoo“ führt die Umweltverwaltung eine genehmigte Entnahmemenge von 1,75 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr auf, der anonymisierte Getränkehersteller darf demnach im selben Zeitraum zum Beispiel eine Million Kubikmeter Wasser entnehmen.
Berliner Behörden halten Namen von Wassergroßnutzern geheim
Mangels genauerer Angaben bleibt auch völlig offen, wie viel Geld die Unternehmen dafür bezahlen müssen. Nur so viel: „Neben Gebühren fallen auch Entgelte an.“ Zur Einordnung: Ein Kubikmeter kostet 31 Cent, entgeltfrei sind Entnahmen von bis zu 6000 Kubikmeter jährlich „sowie angeordnete oder zugelassene Entnahmen zur Beseitigung von Grundwasser- und Bodenverunreinigungen und zur Regulierung von Grundwasserständen“, wie es auf dem Umweltportal der Berliner Verwaltung heißt.
Doch wer diese Großverbraucher sind, wird unter Verschluss gehalten. Auch eine Anfrage der Berliner Zeitung beantwortet die Umweltverwaltung mit ausgesprochen dürren Worten: „Eine namentliche Aufzählung der Wasserförderer ist aus Gründen von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen nicht möglich.“
Da sind die Berliner Wasserbetriebe auskunftsfreudiger. Ein wenig. Das landeseigene Unternehmen ist der mit Abstand größte Wasserförderer in Berlin. Im Durchschnitt beliefert das Unternehmen die Haushalte der Stadt und fast alle Betriebe mit täglich rund 585.000 Kubikmeter Trinkwasser. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Fördermenge von rund 220 Millionen Kubikmeter Wasser.
Wasserverbrauch: Berliner Wohnungsunternehmen liegen an der Spitze
Doch wer sind die größten Kunden der Wasserbetriebe? Astrid Hackenesch-Rump ist die Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe. Auf Anfrage der Berliner Zeitung druckst sie ein wenig herum, um dann zu sagen, dass 19 ihrer 20 größten Kunden Wohnungsunternehmen seien – öffentliche wie private. Diese beliefern ihre Bewohner mit Trinkwasser. Je nach Größe – gemessen an der Anzahl der Wohnungen – lägen die Mengen der Top Zehn zwischen knapp zwei und knapp neun Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, sagt Hackenesch-Rump. Genauer wird sie nicht.




