Berlin - Auch im größten Chaos bleibt Karl Lauterbach sich treu. Der Bundesgesundheitsminister hat per Twitter und Talkshow seinen Fehler eingeräumt, die Isolation nach einer Corona-Infektion aufheben zu wollen, frei nach dem Motto: Wer will, der kann. Lediglich „dringend empfohlen“ wären dieser Idee zufolge fünf Tage der Quarantäne. Um die Gesundheitsämter zu entlasten. Heftige Kritik muss Lauterbach zu der Einsicht gebracht haben, dass diese Verfahrensweise „so negativ, so verheerend“ rüberkomme.
Wer will, der kann – es wurden ja im vergangenen Herbst schon Stimmen laut, die den SPD-Politiker mit dieser Unterstellung ins neue Amt begleiteten. Lauterbach selbst hat sich über seine Berufung gefreut. Er könne so dem deutschen Gesundheitswesen zum dringend benötigten Umbau verhelfen, hat er unlängst in einem Interview gesagt. Allerdings gestand er auch: „Die Aufgabe ist viel härter, als ich mir das vorgestellt habe.“
Auch Lauterbach wird klar gewesen sein, dass es ein Unterschied ist, ob ein Oppositionspolitiker die Öffentlichkeit sucht oder als Minister pausenlos in den Fokus der Öffentlichkeit gerät, weil er Entscheidungen zu vertreten hat. Und auch erst einmal treffen muss aus einer schwierigen Gemengelage unterschiedlichster Interessen heraus. Als einfacher Abgeordneter zum Beispiel hat Lauterbach im Mai 2021 eine Petition gegen die Schließung von Krankenhäusern unterschrieben. Als Regierungsmitglied lässt er ebendiese Abwicklung kleiner und mittlerer Standorte geschehen und folgt dem bisherigen Kurs, von einer starken Lobby beschleunigt, die einen Konzentrationsprozess zugunsten großer Zentralkliniken favorisiert.

