Berlin-Es ist kurz vor 12 Uhr mittags an diesem 9. Oktober 2019, als Stephan B. seinen Mietwagen auf einen Parkplatz am Paulusviertel in Halle lenkt. Er macht den Motor aus, nimmt sein Smartphone und startet den Laptop. Kurz darauf hört man ihn sprechen: „Stream läuft.“ Ein wackliges Bild ist zu sehen, dann erscheint kurz B.s Gesicht. Auf Englisch sagt er: „Ich bin Anon, und ich glaube, der Holocaust ist nie passiert.“ Dann hetzt er gegen den Feminismus, der schuld sei an den rückläufigen Geburtenraten im Westen und der Masseneinwanderung. „Die Ursache all dieser Probleme“, sagt er schließlich noch, „ist der Jude.“ Dann steckt er die Handykamera an seinen Bundeswehrhelm, damit man ihm auf der Gamer-Plattform Twitch.tv live beim Morden zuschauen kann.

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