Umweltkatastrophe

Polnischer Bergbaukonzern soll riesige Mengen Salzwasser in die Oder gekippt haben

Polnische Medien berichten, dass ein Bergbaukonzern in Glogow im Verdacht steht, zur Oderwasserkatastrophe beigetragen zu haben. Doch es gibt auch weitere Verdächtige.

Bei der Oderwasserkatastrophe sind viele Fische gestorben.
Bei der Oderwasserkatastrophe sind viele Fische gestorben.Patrick Pleul/dpa

Polnische Medien berichten, dass ein Bergbaukonzern namens KGHM in Glogow im Verdacht steht, zur Oderwasserkatastrophe beigetragen zu haben. Die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza berichtet, dass zwischen dem 29. Juli und dem 10. August 2022 das Werk KGHM in Głógów große Mengen an Salzwasser aus der Erzflotation und den Minen in die Oder abfließen ließ. Die Abflüsse waren anscheinend legal. Doch könnte der niedrige Wasserstand der Oder die Mengen nicht verkraftet haben. Der Vorwurf der Opposition: Die polnischen Wasserbehörden hätten den Abfluss verbieten müssen.

Der Bericht bezieht sich auf Untersuchungen, die der Abgeordnete Piotr Borys von der oppositionellen KO-Partei eingeleitet haben soll. Die polnische Umweltministerin Anna Moskwa bestätigte am 13. August, dass nicht Quecksilber, sondern eine hohe Konzentration an Salzen zur Umweltkatastrophe geführt haben soll. „Der Abgeordnete Piotr Borys (KO) aus Legnica besuchte das hydrotechnische Werk von KGHM und bestätigte die Einleitung von Salzwasser.“

Glogow befindet sich allerdings weit nördlich von Wroclaw, insofern wäre das Fischsterben um Wroclaw und Oppeln herum durch die Salzwasserabflüsse in Glogow nicht zu erklären. Die Salzwasserabflüsse könnten also nur einen zusätzlichen Faktor bilden. Die Regierung in Polen hat die Untersuchungen des Oppositionellen nicht bestätigt. Die Ursache für die Umweltkatastrophe bleibt also weiterhin ungeklärt. Das Portal Onet berichtet wiederum, dass Ende Juli das Umweltamt in Katowice Ermittlungen eingeleitet haben soll gegen das Rüstungsunternehmen Labedy in Gliwice, das im Verdacht steht, die Oder verschmutzt zu haben. Angeblich wurden polnische Umweltbehörden schon im März aktiv, als erste tote Fische aus der Oder gefischt wurden. Die Theorie, dass mehrere Faktoren zur Umweltkatastrophe geführt haben, bleibt weiterhin bestehen: also schlechte klimatische Bedingungen (ein niedriger Oderstand), ein trockener Sommer und Industriemüll.

Deutsche Behörden gehen weiterhin davon aus, dass die Bildung von Algen die Ursache für das Fischsterben sein könnte. Eine hohe Salzkonzentration könnte der Anlass für die Algenentwicklung gewesen sein. Zurzeit berät der polnische Senat über die Gründe für die Umweltkatastrophe und Missstände in der polnischen Warn-, Umwelt- und Kommunikationspolitik.

Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de oder tomasz.kurianowicz@berliner-zeitung.de