Großbritannien

Bank schließt Konto von Nigel Farage, er wittert „Stasi-Methoden“. Ein politisches Urteil?

In einem Gastbeitrag für die Zeitung Telegraph attackiert der ehemalige UKIP-Chef die Privatbank Coutts & Co. Dabei zitiert er ausgiebig aus einem internen Bericht.

Nigel Farage unterstützt die Reform Party, er schließt eine Rückkehr in die Politik nicht aus.
Nigel Farage unterstützt die Reform Party, er schließt eine Rückkehr in die Politik nicht aus.Parsons Media/imago

Die britische Privatbank Coutts & Co hat das Konto von Nigel Farage geschlossen. Der britische Politiker und ehemalige Vorsitzender der UK Independence Party (UKIP) teilte die Entscheidung der Bank am Mittwoch auf seinem Twitter-Account mit. Vorherigen Berichten der BBC und Financial Times zufolge habe der Brexit-Leader die Vermögensgrenze unterschritten. Dies bestreitet Farage und behauptet, dass die Schließung seines Bankkontos eher mit seinen politischen Haltungen zu tun habe.

In einem am Dienstag veröffentlichten Gastbeitrag bei der Tageszeitung Telegraph nutzte Farage einen internen Bericht der Bank, den er durch eine Betreff-Zugriffsanfrage an den Ausschuss für Reputationsrisiken von Coutts erhalten habe. „Ich glaube, dass Coutts mich aus persönlichen und politischen Gründen ins Visier genommen hat“, schreibt der 59-Jährige. Der Bericht lese sich „wie ein Vorverfahrensbericht, den die Staatsanwaltschaft in einem Fall gegen einen Berufsverbrecher verfasst hat“. Die Entscheidung, sein Konto zu schließen, sei vom Ausschuss schon am 17. November 2022 getroffen worden. Den Bericht bezeichnete Farage als „Stasi-ähnliches Überwachungsgutachten“.

Laut Farage beinhaltet die Dokumentation mehrere Punkte, die sich mit den politischen Positionen des Politikers befassen. Das betreffe den Brexit, seine Nähe zu Donald Trump und sein Verhältnis zu der Familie des Tennissuperstars Novak Djokovic. Auch seine Posts in sozialen Medien seien von der Bank „überwacht“ worden. Im 36-seitigen Report sei das Wort „Brexit“ 86 Mal benutzt worden und „Russland“ 144 Mal. Darüber hinaus kämen im Dokument die Bezeichnungen „Rassist“ und „xenophob“ vor.

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Coutts ist eine renommierte britische Privatbank, die im Jahr 1692 gegründet wurde. Sie ist bekannt für ihre Dienstleistungen im Private Banking und Wealth Management, die sich vor allem an wohlhabende Kunden richten. Während der Finanzkrise im Jahr 2008 wurde die Muttergesellschaft von Coutts, die Royal Bank of Scotland (RBS), durch die britische Regierung vor dem Zusammenbruch gerettet. Die Royal Bank of Scotland ist auch die Muttergesellschaft von NatWest. Seitdem ist die RBS zusammen mit ihrer angesehenen Tochter Coutts und NatWest mehrheitlich im Besitz des britischen Staates, der mehr als 80 Prozent der Anteile hält. Der Aktienanteil von Coutts beträgt 38,6 Prozent.

Kontoinhaber bei Coutts müssen mindestens eine Million Pfund leihen oder investieren oder mindestens drei Millionen Pfund sparen. Laut vorherigen Berichten von BBC und Financial Times konnte Farage diese Forderungen nicht mehr erfüllen, daher die Schließung des Kontos. Der ehemalige UKIP-Leader bezeichnete dies als „Lügen“ und sagte, er sei „zornig“ über die Medienberichterstattung. Im Coutts-Bericht stehe, dass sein „finanzieller Beitrag“ in Ordnung sei und dass er „die Kriterien der wirtschaftlichen Bedeutung für die kommerzielle Beibehaltung“ erfülle. Zudem sei er von der Privatbank als „positiver Nettozahler“ eingestuft worden.

„Entscheidungen zur Schließung von Konten werden nicht leichtfertig getroffen und berücksichtigen eine Reihe von Faktoren, darunter wirtschaftliche Rentabilität, Reputationserwägungen sowie rechtliche und behördliche Anforderungen“, sagte ein Sprecher von Coutts dem Telegraph. „Diese Geschichte betrifft nicht nur mich“, schrieb Farage. Seiner Meinung nach könnten Banken zu sehr ins Leben der Kunden eindringen, um deren Rentabilität zu prüfen.