BVG

Messerverbot in Bahn und Bus: Warum sollten sich die Fahrgäste jetzt plötzlich wohlfühlen?

„Damit sich alle Fahrgäste wohl- und sicher fühlen.“ Mit diesem zynischen Spruch irritiert die Berliner BVG zu den Messerverboten in ihren Bussen und Bahnen. Was soll das?

Besser wäre: Messer und gefährliche Waffen sind verboten
Besser wäre: Messer und gefährliche Waffen sind verbotenSebastian Gollnow/dpa

Dieser Satz irritiert, weil er gleichzeitig verniedlichend und zynisch klingt: „Damit sich alle Fahrgäste wohl- und sicher fühlen, ist das Mitführen von Messern und anderen gefährlichen Gegenständen nicht gestattet.“ Zu hören ist dieser Spruch seit Mitte Juli als Ansage in Berliner Bussen und Bahnen der BVG.

In den ersten sechs Wochen der neuen Regel, von Mitte Juli bis Ende August, hat die Berliner Polizei bei Kontrollen bei der BVG nach eigenen Angaben 69 Messer gefunden und eingezogen. Das ergab eine Anfrage der Berliner Zeitung.

Ob das viel oder wenig ist, lässt sich mangels Vergleichszahlen noch nicht sagen. Es bleibt jedoch übrig, dass der BVG-Spruch bei vielen ein Störgefühl auslöst: „Wohl- und sicher fühlen …“ – und kein Wort von Kontrollen. Diese Formulierung stößt auf. Denn es geht bei dem Waffenverbot – und den Kontrollen zu seiner Durchsetzung – doch überhaupt nicht um ein diffuses „Wohlfühlen“. Das ist in Bussen und Bahnen für viele ohnehin unmöglich.

Man hätte doch auch sagen können, worum es bei dem Messerverbot wirklich geht: Der Berliner Senat will damit für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum sorgen. Der ÖPNV wird auch deshalb als Verbotszone ausgewiesen, weil in Bahnen, Bussen und Bahnhöfen viele Menschen auf engem Raum unterwegs sind. Dieses Verbot dient als rechtliches Vehikel, potenziellen Gewalttätern die Messer wegzunehmen und damit auch die Gefahr von Angriffen zu verringern. Neben Messern sind auch Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen verboten – und auch dann, wenn ihre Besitzer durch einen Kleinen Waffenschein zum Führen dieser Waffen berechtigt sind.

Berliner Polizei: Ziel ist es, die Angriffe mit Waffen und Messern zu verringern

Die Polizei formuliert es so: „Ziel ist es, die Angriffe mit Waffen und Messern zu verringern, für mehr Sicherheit im Personennahverkehr zu sorgen und die Kriminalitätsbelastung zu reduzieren.“ Und die BVG schreibt auf ihrer eigenen Homepage: „Unser Ziel: Ein sicheres Umfeld für alle Fahrgäste und Mitarbeitenden.“ Von Gefühl ist da nirgends die Rede. Warum also dieser irritierende und zynische Spruch?

Auf Anfrage der Berliner Zeitung schreibt das Verkehrsunternehmen: „Uns sind bisher (…) keine Beschwerden über diese Ansage bekannt. Natürlich nehmen wir die Kritik gleichwohl ernst und prüfen noch einmal, ob die Formulierung angepasst werden kann und sollte.“ Zynisch wolle man keinesfalls sein. Völlig unabhängig davon sei aber ohnehin geplant, dass die Ansagen demnächst auslaufen. Sie seien nur für die Startphase der neuen Rechtslage geplant gewesen, hieß es.