Der Fall Diogo

Wie aus einem tragischen Unfall ein brutaler Neonazi-Mord wurde

Als der junge Mosambikaner Manuel Diogo bei einer Zugfahrt in Brandenburg stirbt, ist es für die DDR-Behörden ein Unfall. Ein westdeutscher Historiker behauptet 30 Jahre später, es war ein rassistisches Verbrechen. Was ist 1986 wirklich geschehen?

„Gute Laune und viel getrunken“: Manuel Diogo (l.) mit seinen Kollegen Francisco Nhabongo und Bento Nhamuave.
„Gute Laune und viel getrunken“: Manuel Diogo (l.) mit seinen Kollegen Francisco Nhabongo und Bento Nhamuave.Foto: Lucas Nzango

Der letzte Tag im Leben von Manuel Diogo ist der 29. Juni 1986, ein Sonntag. In Mexiko-Stadt spielt die westdeutsche Nationalelf im WM-Finale gegen Argentinien. In Sachsen-Anhalt macht sich eine Gruppe mosambikanischer Vertragsarbeiter aus ihrem Dorf Jeber-Bergfrieden auf den Weg nach Dessau, um in einer Kneipe das Spiel zu sehen. Die Argentinier um Diego Maradona gewinnen mit 3:2. Um 22.01 Uhr steigen die Mosambikaner in Dessau in den Zug Richtung Belzig, der sie zurück nach Jeber-Bergfrieden bringen soll, aber einer von ihnen kommt nie an. Manuel Diogo, 23 Jahre alt, Holzfacharbeiter im Sägewerk von Jeber-Bergfrieden, wird um 0.45 Uhr an den Gleisen zwischen Bad Belzig und Wiesenburg gefunden, tot.

Berliner Zeitung

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