Zwei Jahre ist es her, dass die Welt dachte, sie sei Donald J. Trump los. Joe Biden, da gab es kein Vertun, gewann die Wahl um das Amt des amerikanischen Präsidenten noch nicht einmal knapp, sondern deutlich. Trump schien Geschichte, sein Aufstieg vom Immobilienpleitier zum potenziell mächtigsten Mann der Welt ein bloßer Betriebsunfall der ansonsten feuerfesten ältesten Demokratie der Welt. Es kam bekanntlich anders.
Statt wie jeder ausgeschiedene Präsident den Mühen des politischen Alltags zu entschweben, eine Bibliothek einzurichten, seine Memoiren zu schreiben und das politische Tun seines Nachfolgers mit dem wohlwollenden Blick eines Elder Statesman zu besehen, versuchte Trump erst, mit allen, bis hin zum versuchten Staatsstreich reichenden Mitteln im Amt zu bleiben. Und als daraus nichts wurde, inszenierte er sich in einem Akt fortgesetzter Ehrlosigkeit als Gegenpräsident.
Bei rechten News-Outlets firmierte er weiterhin als „President Trump“, sein Ex-Stabschef Mark Meadows berichtete letzten Sommer gar von einer „Kabinettssitzung“ in Trumps Residenz in Florida. Und was auch immer Joe Biden in die Wege leitete – Corona-Hilfen, Investitionen in Infrastruktur, den Erlass von Studienkrediten –, es wurde niedergepöbelt. Die wenigen republikanischen Parteifreunde Trumps, die sich dem unwürdigen Treiben widersetzten und das Wohl des Landes vor das gekränkte Ego des Ex-Präsidenten setzten, wurden als „Rinos“ gebrandmarkt, als Republicans In Name Only, und im Zweifelsfall, wie die Trump-kritische Abgeordnete Liz Cheney, um die Kandidatur bei den an diesem Dienstag anstehenden Zwischenwahlen gebracht.
In die geht das Land entsprechend gespaltener denn je. Und das in einer Zeit der Krise, in der die Nation für gewöhnlich hinter der politischen Führung zusammenrückt. Doch das Vertrauen in die Regierung, in die politischen Institutionen, ja den demokratischen Wettbewerb an sich ist durch Trump und seine Akolythen nachhaltig zerstört.
In deren absurder Erzählung ist alles, was die Menschen derzeit betrübt, die Folge der angeblich gestohlenen Wahl: Der Krieg in der Ukraine, die Spritpreise, die drohende Rezession – hätte es mit dem Präsidenten Trump alles nicht gegeben. Bis zu 70 Prozent der Republikaner-Wähler sollen der Wahlbetrugs-Lüge inzwischen aufsitzen. Und schon wieder streuen republikanische Kongress-, aber auch Gouverneurskandidaten wie Keri Lake in Arizona oder Doug Mastriano in Pennsylvania Zweifel an den Wahlen, bevor sie überhaupt stattgefunden haben – indem sie andeuten, nur einen Sieg akzeptieren zu wollen.


