Es war ein Schauspiel, das in die amerikanische Geschichte eingehen wird – im Kapitel Infamie: Vier Tage lang waren die republikanischen Fraktionsmitglieder im Repräsentantenhaus nicht in der Lage, einen Sprecher zu wählen. Immer und immer wieder scheiterte der zunehmend verzweifelte Versuch, den bisherigen Minderheitsführer Kevin McCarthy ins immerhin dritthöchste politische Amt der Vereinigten Staaten zu hieven, weil sich ihm 20 Abgeordnete aus dem rechten Spektrum verweigerten.
Irgendwann sprach selbst der sonst so zurückhaltende Präsident Biden von einer „Peinlichkeit“. Die New York Times bemerkte: „Die Selbstzerstörung der amerikanischen Rechten macht ziemlichen Spaß.“ Beinahe wie bestellt artete die skurrille Show dann auch noch in Handgreiflichkeiten aus, ehe McCarthy im 15. Wahlgang endlich durch war.
Wie auch immer der Deal aussehen mag, den McCarthy nun mit den Abtrünnigen geschlossen hat, um seine Wahl zum Speaker of the House zu ermöglichen, welche im Übrigen das Repräsentantenhaus erst arbeitsfähig macht: Er wird künftig nach deren Pfeife tanzen und damit nach der von Donald Trump, der bereits öffentlich für sich beansprucht, die Blockierer in Einzelgesprächen zum Einlenken gebracht zu haben.
Prompt ging McCarthys erster Dankesgruß an den Ex-Präsidenten, der bekanntlich eine Rückkehr ins Weiße Haus anstrebt – der erste Schritt dorthin soll nun ganz offensichtlich sein, über seine Acolythen im Kongress die Politik des amtierenden Präsidenten zu sabotieren.
Mag es dem als moderat geltenden McCarthy zumindest noch im Ansatz darum gehen, politische Projekte und Vorstellungen umzusetzen, haben die zunehmend radikalen Partei-Rechten kein anderes Ziel als Boykott und Blockade und den hochdoktrinären Kampf gegen das sogenannte Establishment in Washington: den „Sumpf“, von dem Donald Trump routinemäßig spricht respektive dessen Vollstrecker im Kongress, der Abgeordnete Matt Gaetz aus Florida: „Wenn man den Sumpf trockenlegen will, darf man den Job nicht dem größten Alligator übertragen“, begründete der sein konsequentes Nein bei der Speaker-Wahl.
Dass McCarthy nun am Gängelband der Make-America-great-again-Extremisten (Maga) hängt, hat sich der 57-Jährige freilich selbst zuzuschreiben. Er hätte bereits die Lüge von der gestohlenen Wahl im Ansatz ersticken können und sollen, sich aber spätestens nach dem von Trump entfesselten Sturm aufs Kapitol vom abgewählten Präsidenten lossagen und alle Abgeordneten, die den Angriff auf das Herz der amerikanischen Demokratie kleinredeten oder gar guthießen, aus der Fraktion ausschließen müssen. In dieser Machtposition war er noch vor zwei Jahren.



