Es ist ein bisschen viel toxische Männlichkeit im Raum. Neuestes Beispiel sind die Ergebnisse einer Online-Umfrage, die am Wochenende veröffentlicht wurde. Offenbar hat ein Drittel der befragten jungen Männer angegeben, es wäre okay, wenn ihnen ab und zu gegenüber ihrer Partnerin mal die Hand ausrutscht. Echt jetzt? Jeder Dritte?
Ebenso viele geben an, auch schon mal Frauen gegenüber gewalttätig geworden zu sein. Dieser Befragung zufolge wollen junge Männer gerne Hausfrauen als Partnerinnen und auf keinen Fall Frauen, die schon viele andere Partner hatten. Sie selber wollen allerdings Sex mit so vielen Frauen wie möglich haben.
Puh – was für ein Bild von Männern und Frauen. Und dann auch noch Till Lindemanns Peniskanone. Mit jener Konfettimaschine in Form eines überdimensionalen Geschlechtsteils hat der Rammstein-Sänger auf Konzerten bisher sein Publikum beschossen. Die Fans feierten das.
Zuletzt fehlte die Peniskanone allerdings. Natürlich, weil alle Welt sich gerade mit Textstellen in den Rammstein-Songs auseinandersetzt, in denen Gewalt gegen Frauen verherrlicht wird. Und weil junge Frauen reihenweise Anschuldigungen erheben, sie seien auf Konzerten unwissentlich für Sex mit Lindemann gecastet, angeblich mit K.o.-Tropfen betäubt und missbraucht worden.
Till Lindemann und bestrittene Vorwürfe
Vielleicht geht es auch nur um das ramponierte Bild in der Öffentlichkeit und eventuell drohende gerichtliche Auseinandersetzungen. Um Till Lindemann und ein möglicherweise perfides Missbrauchssystem kommt zurzeit niemand herum, auch wenn die Band die Vorwürfe bestreitet.
Im Internet laufen die Kommentarspalten über. Auch der unbedarfteste Medienkonsument weiß jetzt, was eine Row Zero ist, wo junge Frauen in knapper Bekleidung versammelt werden wie zur Fleischbeschau und als optisch passendes Gegenüber für die Peniskanone.
Das alles lässt einen schaudern. Und noch beängstigender wird es, wenn Menschen den betroffenen Frauen die Schuld zuschreiben. Sie hätten ja wohl wissen müssen, worauf sie sich einlassen, wenn sie zu einer Party mit der Band gehen, lauten die Argumente. Das ist wie der altbekannte Blick auf den Minirock, gefolgt von dem Satz: Bei so viel Freizügigkeit muss sie sich ja nicht wundern, wenn sie vergewaltigt wird.
Es kommt in diesen Tagen ein Frauenbild wieder hoch, von dem man immer gehofft hatte, dass wir das überwunden haben. Ein ordentliches Mädchen hat sich züchtig zu geben und sich nicht in zwielichtige Situationen mit Männern zu bringen. Wenn die Frau sich nicht daran hält, bekommt sie eben möglicherweise die Quittung. Klassische Täter-Opfer-Schuldumkehr. Auch Frauen machen das.




