Porträt

Was will man als Jude in der AfD erreichen? Ein Besuch beim Chef des parteinahen Vereins

Artur Abramovych ist 29 Jahre alt, stammt aus einer ukrainisch-jüdischen Familie und zählt sich selbst zur Neuen Rechten. Wie geht das zusammen? Ein Treffen in Berlin.

Artur Abramovych, Vorsitzender des Vereins Juden in der AfD, in seiner Wohnung in Berlin-Friedrichshain.
Artur Abramovych, Vorsitzender des Vereins Juden in der AfD, in seiner Wohnung in Berlin-Friedrichshain.Anne Schönharting/OSTKREUZ

Das Wohnzimmer ist voller Zeichen, auf eines weist der Hausherr gleich selbst hin. Das Bild, das über dem langen Esstisch in Berlin-Friedrichshain hängt, habe auch im Arbeitszimmer von Thomas Mann gehangen, sagt Artur Abramovych. „Die Quelle“, Ludwig von Hoffmann, 1913. Drei junge Männer, nackt, in einer Felsenlandschaft. Ein Druck natürlich, nicht das Original. Ein Bild aus einer Zeit, auf die sich Abramovych gern beruft, Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg. Neben der „Quelle“ hängt ein Stich, der Mitglieder der letzten Kaiserfamilie zeigt. Abramovych hat auch seine Masterarbeit über Thomas Mann geschrieben.

Er bietet Getränke an, „Wasser, Kaffee, Wein?“, setzt sich an den langen Tisch, fragt, ob es störe, wenn er raucht, zündet sich die erste von vielen Zigaretten an. Er ist 29 Jahre alt, in Charkiw in der Ukraine zur Welt gekommen, in einer jüdischen Familie. Zwei seiner Vorfahren seien 1941 beim Massaker in der Schlucht Babyn Jar von den Deutschen ermordet worden, erzählt er. Und er ist in der AfD. Kein ganz normales Mitglied, sondern ein Mann, dem eine gewisse Bedeutung zukommt. Artur Abramovych ist der Chef der Juden in der AfD.

Berliner Zeitung

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