Berlin-Die Bundesregierung hat in den vergangenen Wochen zweifellos Großes geleistet. Sie hat die Rückkehr von 170.000 in aller Welt gestrandeter deutscher Urlauber organisiert. Es ist schön, wenn die Regierung sich so für das Wohlergehen von Bürgern einsetzt, die überwiegend unverschuldet in eine Notlage geraten waren.

Die gleiche Bundesregierung, zumindest die Spitzen der sie tragenden Parteien, hat vor bald vier Wochen versprochen, Menschen, die schuldlos in eine Notlage noch ganz anderen Ausmaßes geraten sind, ebenfalls zu helfen. Es handelt sich um die ohne Eltern in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln gestrandeten Kinder. 1000 bis 1500 dieser von Hunger und Dreck, Misshandlung und Krankheit bedrohten Minderjährigen sollten in Deutschland aufgenommen werden, beschloss die Koalition im März. Viele Städte, darunter Berlin, haben sich bereit erklärt, für ihre Unterbringung zu sorgen.
Viel Bereitschaft, doch passiert ist nichts
Passiert ist seither: nichts. Sicher, das war, bevor das ganze Ausmaß der Corona-Krise deutlich geworden ist. Es gibt jetzt auch anderes zu tun. Dennoch: Gerade das müsste ein zusätzlicher Grund sein, die Kinder schnell aus den völlig überfüllten Lagern herauszuholen, in denen der Ausbruch der Krankheit nur eine Frage der Zeit ist.
