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Russlandexpertin: „Putin glaubt, anders als Trump, dass es der russischen Wirtschaft gut geht“

Eine Russlandexpertin analysiert die Denkweise von Wladimir Putin mit Blick auf die neue Trump-Präsidentschaft.

US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin: Werden sie sich einigen?
US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin: Werden sie sich einigen?Evan Vucci/AP/dpa

Russlandexpertin Tatiana Stanovaya hat bei X eine Einschätzung zu Putin und seinen Willen, über Frieden zu verhandeln, mitgeteilt. Ihre Analyse zeigt, dass man nicht darauf vertrauen sollte, dass mit Donald Trump der russische Präsident bereit wäre, seine Kriegsziele aufzugeben. Wir veröffentlichen die Einschätzung im Wortlaut:

„Die jüngsten Äußerungen Trumps zu möglichen Gesprächen mit Russland über die Ukraine offenbaren zwei wesentliche Probleme. Erstens ist Trump davon überzeugt, dass es Putin ‚nicht so gut geht‘, und bezieht sich dabei auf den schlechten Zustand der russischen Wirtschaft. Diese Sichtweise steht jedoch im Widerspruch zu Putins eigenen Überzeugungen über den Zustand seiner Wirtschaft. Nach Putins Ansicht funktioniert die Wirtschaft nicht nur gut, sondern ist auch eine Quelle des Stolzes, insbesondere im Vergleich zu den westlichen Volkswirtschaften.

Er betrachtet ihren Zustand nicht als einen Faktor, der ihn zu Verhandlungen über die Ukraine zwingen würde. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die finanzielle und wirtschaftliche Lage 100 Mal schlechter wäre, würde Putin dies nicht als Grund für ein Nachgeben ansehen. Putin betont häufig, wie ‚effizient‘ und ‚widerstandsfähig‘ die russische Wirtschaft ist, insbesondere im Vergleich zu dem, was er als Versagen der westlichen Volkswirtschaften wahrnimmt. Wenn Trump plant, diese Überzeugung als Druckmittel einzusetzen, um Putin zu Zugeständnissen zu bewegen, wird er scheitern. 

Zweitens glaubt Trump, dass Putin den Krieg als Ziel an sich beenden will. Das ist falsch. Für Putin ist das wahre Ziel die Sicherung einer ‚freundlichen Ukraine‘, und er glaubt, dass dieses Ziel früher oder später erreicht werden kann, unabhängig von der Politik der USA. Frieden ist für Putin lediglich ein Mittel, um dieses Ziel schneller und zu geringeren Kosten zu erreichen. Letztlich geht es darum, wie viel Russland bereit ist, für eine ‚freundliche Ukraine‘ zu zahlen. Ein Friedensabkommen zu russischen Bedingungen würde erhebliche Ressourcen einsparen, aber ohne ein solches Abkommen ist Putin bereit, so lange zu kämpfen, wie es nötig ist. Die einzige Variable ist das Tempo des Konflikts. Es stimmt, dass Russland sein derzeitiges Offensivtempo nicht aufrechterhalten kann und es sich nicht leisten kann, Großstädte in großem Stil anzugreifen. Putin setzt jedoch darauf, den militärischen Druck ohne größere Offensiven aufrechtzuerhalten, bis Kiew seiner Meinung nach kapituliert. Aus seiner Sicht ist es umso besser, je früher dies geschieht.“