Am Mittwochabend hatte ich mal wieder meinen Vater angerufen. Ein obligatorisches Update-Telefonat. Wie geht’s Mutter? Was macht die Gesundheit? Wann sehen wir uns wieder? Auch über den neuen Koalitionsvertrag von Union und SPD haben wir kurz gesprochen. Die Diagnose eines 68-jährigen ehemaligen Sowjetbürgers, der seit über drei Jahrzehnten im Osten Berlins wohnt: „Das ist jetzt wie zu Breschnew-Zeiten.“Für die Jüngeren: Leonid Breschnew – der Mann, der auf einem Bild auf der Berliner Mauer Erich Honecker herzlich küsst – regierte von 1966 bis 1982 die Sowjetunion. 16 Jahre lang – und das nicht unbedingt mit innovativen Ideen, sondern eher mit Bürokratieverordnungen, kommunistischen Parteitagsritualen und dem unerschütterlichen Glauben, dass der Status quo Fortschritt bedeutet. Dabei steht kein anderer Sowjetherrscher so beispielhaft für eine gesamtgesellschaftliche Stagnation wie Breschnew. Das Ergebnis seiner Epoche? Eine ökonomische Agonie, die letztendlich 1991 im Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums endete.

Mit einem Abo weiterlesen
- Zugriff auf alle B+ Inhalte
- Statt 9,99 € für 2,00 € je Monat lesen
- Jederzeit kündbar
Sie haben bereits ein B-Plus? Melden Sie sich an
Doch lieber Print? Hier geht's zum Abo Shop
