Der Widerspruch könnte kaum größer sein: Während Europa über Klimaziele debattiert, treiben Krieg und Aufrüstung die Emissionen in die Höhe. Die offizielle Klimabilanz des Ukraine-Kriegs beläuft sich nach drei Jahren auf 236,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – eine erschütternde Zahl, die die gravierenden Umweltauswirkungen des Krieges sichtbar macht.
44 Milliarden US-Dollar Klimaschäden fordert die Ukraine nun von Russland ein – eine Summe, die bei der COP30 in Brasilien präsentiert wurde. Dort, wo grüne Politiker aus Europa das große Wort führten. Dieselben Politiker, die zu Hause Waffenlieferungen beschließen und einen der schmutzigsten Kriege des Globus am Laufen halten. Klimapolitik und Krieg stehen sich hier gegenüber.
Nukleare Gefahr: Das ultimative Ende für jede Klimapolitik
Reden wir Klartext: Wer mit dem atomaren Feuer spielt, spielt nicht nur mit der Sicherheit Europas – er spielt mit der Existenz des Klimas selbst. Ein nuklearer Schlagabtausch zwischen der Nato und Russland würde nicht nur Millionen Menschen töten, sondern durch den nuklearen Winter jede Klimapolitik obsolet machen. Es gäbe schlicht kein Klima mehr zu schützen. Das ist der ultimative Supergau für jeden Klimaschutz.
Doch statt Deeskalation erleben wir das Gegenteil: Die Ukraine hat nur noch ein Drittel ihrer Vorkriegs-Energiekapazität. Nein Gigawatt zusätzliche Erzeugungsleistung wurden allein im Frühjahr 2024 zerstört.
Jeder zerbombte Kraftwerksblock, jede brennende Raffinerie, jeder Notstrom-Dieselgenerator – sie alle blasen CO2 in die Atmosphäre. Für was? Für einen militärischen „Sieg“, der immer weiter in die Ferne rückt. Die Folgen von Krieg für die Umwelt sind massiv und bedrohen die Erreichung internationaler Klimaziele.
CO2-Fußabdruck? Das Militär hat eine CO2-Kettenspur!
Militärische Emissionen – oft als Konfliktemissionen bezeichnet – entstehen nicht nur während aktiver Kampfhandlungen. Sie umfassen auch den Betrieb, die Logistik und die Produktion von Waffen.
Der CO2-Fußabdruck des Militärs wird in nationalen Klimabilanzen meist ausgeklammert oder unterschätzt. Gerade in Kriegszeiten wachsen diese Emissionen sprunghaft an und konterkarieren jegliche Bemühungen um Klimaschutz. Kriegsökologie und die systematischen Umweltauswirkungen von Krieg bleiben auf diese Weise häufig im Schatten der öffentlichen Debatte. In Europa ist das so; in der Ukraine und in Russland ohnehin.
Rüstungsausgaben statt Klimaschutz: Die Profiteure des Krieges
Fragen wir doch mal: Wer hat eigentlich gewonnen? Die Ukraine? Nach drei Jahren Krieg liegt das Land in Trümmern. Mehr Sicherheit für Europa? Die Eskalationsspirale dreht sich schneller denn je.
Die wahren Gewinner sitzen woanders: Westliche Armeen konnten ihre Altbestände an Armee-Schrott in der Ukraine entsorgen. Rheinmetall, Lockheed Martin und Co. reiben sich die Hände – endlich müssen die Nato-Staaten neu aufrüsten.
Die Aktienkurse der Rüstungskonzerne kennen seit 2022 nur eine Richtung: steil nach oben. Rüstungsausgaben steigen, während Mittel für Klimaschutzprogramme fehlen – ein klassischer Fall von Rüstungsausgaben vs. Klimaschutz. Der negative Einfluss von Rüstung auf Klimaziele ist unübersehbar.
Nord Stream: Das größte Methan-Desaster der Geschichte
Erinnern wir uns an September 2022: Die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines setzte 465.000 Tonnen Methan frei – das größte punktuelle anthropogene Methanereignis aller Zeiten. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt maß noch neun Tage später stündliche Emissionen von bis zu 48 Tonnen Methan, das sich im Meerwasser gelöst hatte und langsam ausgaste.
Ein „Kollateralschaden“ der besonderen Art – für das Klima. Die Nord Stream Sprengung und ihre Methanemissionen zeigen, wie schnell die Klima- und Umweltbilanz durch Krieg und Sabotage aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Kriegsemissionen konterkarieren Klimaziele
Während auf der weitgehend gescheiterten COP30-Konferenz in Brasilien über Klimaziele debattiert wird, expandiert und explodiert die Kriegsmaschinerie in Europa. Die EU feiert sich für einen Emissionsrückgang von 8,3 Prozent im Jahr 2023 – verschweigt aber, dass dieser vor allem der Wirtschaftskrise und Deindustrialisierung geschuldet ist und keineswegs nachhaltigen Klimaschutz bedeutet.
Die Energiewende stockt, während Milliarden in Panzer und Raketen fließen. Allein Deutschland plant, zwei Prozent des BIP für Verteidigung auszugeben – Geld, das für die Transformation zur Klimaneutralität fehlt.
Hier zeigt sich der Widerspruch zwischen grüner Politik und Aufrüstung besonders deutlich. Der finanzielle Zielkonflikt Rüstungsausgaben vs. Klimaschutz bremst Fortschritte bei den Klimazielen, während die Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine zusätzliche Belastungen für die Klima- und Umweltbilanz bedeuten.
Friedenspolitik ist Klimapolitik
Die Rechnung ist simpel: Jeder Tag Krieg produziert Emissionen, die wir uns nicht leisten können. Jede Milliarde für Waffen fehlt beim Klimaschutz. Jede Eskalation bringt uns näher an den nuklearen Abgrund – und damit an das Ende jeder Klimapolitik.
Die Initiative for Greenhouse Gas Accounting of War hat es schwarz auf weiß dokumentiert: 34 Prozent der kriegsbedingten Emissionen stammten direkt aus Kampfhandlungen. Der Rest verteilt sich auf Brände, Wiederaufbau, Fluchtbewegungen. Alles vermeidbar durch einen einzigen Schritt: Diplomatie. Friedensbewegung und Klimabewegung verfolgen letztlich dasselbe Ziel: die Bewahrung der Lebensgrundlagen für kommende Generationen.
Der Weg nach vorn
Europa, dem Klima und der Menschheit wäre derzeit mit zwei Dingen am besten geholfen: Diplomatie und Frieden. Stattdessen erleben wir eine unheilige Allianz aus grüner Kriegsrhetorik und fossiler Aufrüstung.
Die Solarenergie mag 2024 erstmals die Kohle im EU-Strommix überholt haben – ein Lichtblick. Doch was nützt das, wenn gleichzeitig Europas größter Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre jagt? Die Klimabilanz des Ukraine-Kriegs wirft einen langen Schatten auf alle Fortschritte beim Klimaschutz.
Es ist Zeit für eine ehrliche Debatte: Wollen wir das Klima retten oder Kriege führen? Klimapolitik und Krieg schließen sich gegenseitig aus. Die wahre Zeitenwende, die Europa braucht, heißt nicht Aufrüstung – sie heißt Abrüstung, Diplomatie und Klimaschutz. Nur durch Frieden und konsequente Klimapolitik besteht die Chance, den Planeten lebenswert zu erhalten.


