Stadtbild-Debatte

„Fragen Sie Ihre Töchter, vor wem sie Angst haben“, forderte Merz – eine Tochter antwortet

Der Bundeskanzler sagte nach seiner „Stadtbild“-Aussage, man solle „die Töchter“ fragen, wovor sie Angst haben. Ich bin eine Tochter und habe Angst vor Männern, nicht vor Migration.

Angst auf dem Heimweg kennen alle Frauen. Meine gilt Männern, unabhängig von ihrem Aussehen.
Angst auf dem Heimweg kennen alle Frauen. Meine gilt Männern, unabhängig von ihrem Aussehen.Florian Gaertner/imago

Ich bin eine Tochter und ich habe abends Angst. Nicht vor „Fremden“, sondern vor der Möglichkeit, dass aus Nähe plötzlich Gefahr werden kann. Ich wurde angepöbelt, bedrängt, beschimpft – von Männern mit verschiedenen Gesichtern, Stimmen, Hautfarben. Denn Gewalt hat kein Herkunftsland. Sie hat ein Geschlecht.

Als Bundeskanzler Friedrich Merz sagte: „Wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem“, klang das, als ließe sich Bedrohung an Nationalitäten ablesen. Denn die Worte des Kanzlers lassen den Eindruck entstehen, Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund stellten ein Sicherheitsrisiko dar. Nach dieser Logik würde auch mein Vater zu jenen Männern gehören, die wegen ihres Aussehens als „störend“ empfunden werden: schwarze Haare, Bart, olivfarbene Haut.

Berliner Zeitung

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